211211 alles und nichts.

ich sitze unter regnerisch-grauem Himmel. aber wo sitze ich? ich sitze am Küchentisch – wie immer. heute keine Haferflocken gefrühstückt. (und wenn du dich jetzt fragst: ja, ich habe gefrühstückt.) Unmut über Nachrichten, die mich über das Telefon erreichen. stell dir vor, es gäbe keine Handys, dann gäbe es ganz sicher weniger Ärger. nebenher laufen Ms Worte über die ärgerliche Art seiner Exfreundin durch meinen Kopf, während mein Arsch von der Sitzwärmung seines Autos gewärmt wird. insgeheim trauern wird beide dem alten Volvo nach, in dem wir jetzt ganz sicher frieren würden, aber der ist bei einem Unfall mit einem Reh im Süden von Deutschland unbrauchbar geworden. ich bestaune seinen Ärger nun und denke an die Lähmung, die Traurigkeit hervorrufen kann. (gelähmt wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos.)

M beneidet mich um das Alleine-Sein-Werden während des geplanten Auslandsaufenthalts. ich verziehe den Mund. die gnadenlose positive Einstellung dem Weggehen gegenüber lässt mich immer zweifelnd zurück. schön ist es, alleine zu sein, aber ebenso anstrengend und aufwühlend und – die ganze Zeit Umbruch. und wenn ich an das Heimweh denke, dann krieg ich jetzt schon nen Kloß im Hals. ›manchen würde es gut tun‹, sagt M. aber die, denen es gut tun würde, die schaffens auch anderswo nicht fremd und alleine zu sein.1

OMG das glitzert, ich will das haben. ((dies ist ein Spruch, auf den mich C aufmerksam gemacht hat. Frauen, die heute 10 Jahr älter sind als ich, gaben ihn vor 20 Jahren von sich.))
wenn ich groß bin, werde ich Prinzessin ((dies ist ein Spruch, der vor 10 Jahren an meiner Zimmertür stand. auf Tafelwand. heute bin ich immer noch nicht Prinzessin, dafür bin ich jetzt Künstlerin. auch gut.))

ich schreibe. so lange, bis ich nicht mehr kann. »was machst du?« – »na schreiben, was sonst.« das – ohne die passende Jacke dazu und ohne am Tisch zu sitzen. A. L. Kennedy schreibt man schreibe am besten, wenn man anderswo ist. ich kann das nicht bestätigen. ich schreibe am besten da, wo ich immer bin.2

gestern auf dem Heimweg, gehe ich das letze Stück mit M und KS; gehe weiter zum Postfach, hole meinen Adventskalender ab, den mir P auf Ms Adressee geschickt hat. es ist der längste Adventskalender der Welt und er hat ihn selbst gebastelt – wie jedes Jahr. bis vor wenigen Jahren hat O ihn noch gebastelt. dann hat sie 5 Jahre lang angekündigt nicht mehr zu basteln, bis sie ihn dann irgendwann wirklich nicht mehr gebastelt hat.

KS hat K ein Bild gemalt, das der gleich an seiner Pinnwand beestigt hat. im Gegenzug hat er KS eine Pflanze geschenkt. (die K und M dann bei mir im Atelier vergessen haben. sie steht auch im Mai immer noch da.)

vor ungefähr zwei Wochen sitze ich beim Bäcker an der Ecke. dort im Wedding, bei dem Bäcker, bei dem C und sein Bruder immer gesessen sind, als –3 ich sitze da und neben mir sitzt einer, der aussieht wie der Hader. er redet ziemlich viel Müll, ziemlich viele Vorurteile und eigentlich habe ich schon die ganze Zeit überlegt nach einer Zigarette zu fragen , bis er dann auf einmal anfängt über ›die Schnorrer‹ zu schimpfen. dann trau ich mich nicht mehr. wie unser Gespräch angefangen hat? er kommentiert die Bücher, die ich auf der Straße gefunden habe und die jetzt auf einem Stapel vor mir liegen. dann erzählt er noch, dass er auch Babyratgeber mitnimmt, weil – »man weiß ja nie«. (ich sage: es lohnt sich geradezu zwei Kinder zu bekommen. dann kann man beim zweiten die Erfahrung vom Ersten anwenden.)

im Adventskalender ist das gute Kräutersalz, das P und M immer benutzen.

später fahre ich ins Atelier. Tauwetter. kompliziertes Telefonat mit C: wann treffen wir uns jetzt und wo? Y lauscht und fragt, ob C mein Freund sei und was wir denn nun heute Abend machen. ich sehne mich nach weniger kompliziert und stolpere über meine eigenen Worte, als ich M gestern alle Sachverhalte schildere. es ist dunkel hier. fast wie Nacht. in der Küche bewunder Y meine Kaffeedose. es folgt ein Gespräch, wie die Farbe aufs Metall kommt.

in 10 Tagen werden die Tage wieder länger.

die Ferkel des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sehen rosig, frischgewaschen aus. Perlen vor die Säue. was genau heißt das eigentlich?

 

  1. diese Aussage nehme ich am 220510 zurück. »geht nicht?« »Aussagen kann man nicht rückgängig machen.« »na gut. dann markiere ich ihre Unwahrheit / meine sich ändernde Haltung ihr ggüber« []
  2. 220510 … wenn ich an einem Ort lange bin und die nötige Ruhe habe, dort zu schreiben. []
  3. als was? Anlass vergessen. []

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