Schlagwort: Pappbecher

220508 Oberammergau (3)→ Berlin | anspruchslos & unterwegs

oder: lauwarmer Kaffe aus Pappbechern.
Kaffee, wie man ihn trinkt, wenn die eigenen Ansprüche niedriger sind, als gewohnt. sie ist anspruchslos & unterwegs. ihre Grenze von luxuriös und akzeptabel haben sich verschoben. sie hatte Glück.
Pech wäre gewesen, wenn die Diskrepanz zwischen gewohnt und machbar steigt und in nichts anderem als Unmut zu bewältigen ist. aber sie ist unterwegs und der lauwaren Kaffee schmeckt ihr.

220402 Umzug, zweiter Teil

ich träume von rosé Besteck von WMF.12 wir fahren frühstücken (Ecke Elsenstraße, bei real.) wir lernen: zwei Frühstück ist eines zu viel für zwei. wir lernen auch: die Käsefäden sind sehr salzig. ich lausche dem merkwürdigen Gespräch einen Tisch weiter. den Rest packen wir ein. dann gehen wir an dem Späti vorbei, an dem ich meine erste rosa Maske gekauft hab. es muss vor etwas weniger als einem Jahr gewesen sein. (wir waren auf dem Weg zum Holländer.) wir steigen in den Benz und fahren weiter. ich sehe wehmütig aus dem Fenster. die Kiefholzstraße entlang. C fährt Schlangen und ich filme durchs Fenster. 
zusammen mit R, T, A und C ist es tragbar. wir bringen erst alles aus dem Keller und von Flur der Eschenbachstraße 1 in den Transporter. ich staune über meinen Besitz. fühle mich wie eine Zoologin, als ich die Männer unter sich beobachte.3 ich werde wehmütig, als ich dem Pärchen unten im Haus nochmal Tschüss sage (nun aber wirklich) und als mir der dicke Postbote ein »wie gehts Ihnen?« entgegen wirft. fahre mit C nach Lichtenberg, die anderen fahren im Transporter. auf dem Weg kommt die Idee auf, Kaffee für alle zu holen. in Lichtenberg nur ein Café und da steht „geschlossen“ an der Tür. ich springe kurz aus dem Auto und drücke gegen die Tür. hallo? da ist ja doch jemand.  eine Frau und ein Mann. alles ist vollgestellt. was ich will, fragt sie. »fünf Kaffee, das wär total nett.« na gut. sie macht welchen. im Pappbecher, weil für die Receyclingbecher hab ich kein Geld. ein Problem gibts noch: es gibt kein Tablett. sie leiht mir eine Kuchenform. in einer Vitrine hinten gibts auch noch Kuchen. wir machen einen Deal: 20 Euro, die Kaffees und 5 Stücke von dem Kuchen. sie macht sie ein bisschen kleiner. sind nämlich 3-Euro-Stücke, weil der vegan ist. ich denke an das, was ich in der Zeitung gelesen habe: ein Deal lässt sich nicht rückgängig machen.

nach dem Umzug gehen 3 Männer. A bleibt noch ein bisschen. über den Tod, Trauer, Schuldgefühle und über die Aufladung von – (vermute Zeichen?) er zeigt eine sweete Zeichenverwendung, die man irgendwie über die Glyphen erlangt: kleine Buchstaben an der Stelle, wo sonst die Accents sitzen.

später bringe ich das Lastenrad zu IKEA zurück. ohne die Matratze genieße ich die Fahrt. meine Blicke durch die Herzberge, durch IKEA, über alles. ich sitze an der Fensterfront, esse Salat und Daimtorte4 und sehe hinunter. zwischendurch denke ich an Putzeimer und ob ich Oma mal fragen soll, ob ich ihren haben kann.

ich schlendere noch ein bisschen durch IKEA und auf dem Heimweg steige ich in Marzahn aus: im Eastgate kaufe ich Blumen, Klopapier, Putzsachen. bei Rewe ist ein sehr lauter Punk, der heute irgendwas mit Kohl kochen wird und mit der Verkäuferin schnackt, ihr sein Rezept erklärt. ob er in einem der Hochhäuser hier wohnt? ich denke an Rs Freund, der von nicht-lebenswerten Gegenden spricht und ich wundere mich, dass meine Bubbel sich innerhalb des Rings aufhält.

es brennt  in mir. angefangen zu brennen hat es, als er C meinte, F kommt zu Besuch. deine Schwester gegen meinen Schlüssel. wir strahlen beide.5

später, im GateWest. ich staune. so groß. dann finde ich den Ausgang nicht mehr, frage ein Mädchen. sie ist ungefähr 14, hat lange wimpern anngeklebt und bindet auf der Rolltreppe ihre Schuhe, wies hier zur S-Bahn geht. da muss sie auch hin. sie nimmt mich mit. fragt mich, ob ich neu hier bin. ne, ich wohn nicht hier. und bist du alt hier? sie lacht kurz. geht schnell Richtung S-Bahn. dann winkt sie – ihrer Freundin. sie begrüßen sich im Gehen und zupfen aneinander, kommentieren gegenseitig ihr Aussehen, liefern mich an der Brücke zur S-Bahn.

»Friddrichsfelde Ost« – so in etwa betont es die Stimme. ich nehme mir vor, das ie ein wenig kürzer zu sagen.
ich denke an Lichterfelde Ost. in meinem Kopf Cs verschlafenes Gesicht. ich fahre an S-Bahn-Stationen vorbei, die ich nicht gut kenne. ich denke an jemands Grübchen. ich denke an die aufgeregte Stimme der Schwester. ich denke an die die zum Tablett umfunktionierte Kuchenform mit den fünf Kaffeebechern heut Nachmittag. ich denke an Zupfkuchen und an die Frau aus dem Café, die mich an LA erinnerte. an die Fahrt mit dem Lastenrad und der Matratze, an Ps Sohn F, der meinte, dass eine Birgit ausziehe, kenne er noch von der Scheidung seiner Eltern. ich denke daran, dass A »wie Männer ihre Liebe zeigen« sagt – über die Möbelstücke, die P für mich, O und M gebaut hat.

  1. die geringer Schrifthöhe benutze ich auch bei AHs Buch. Typografie über die Bedeutung der bloßen Zeichen hinaus. toll! eine Bedeutungsaufladung nur durch die Benutzung versch. Schriftgrößen und Schnitte. wenig später sollte ich mir ein ›A‹ auf den Arm tätowieren lassen. nur ein A – ohne alles. mit A fängt alles an. []
  2. die Träume der ersten Nacht in einer neuen Wohnung sind ausschlaggebend, sagt man []
  3. später im April sollte ich Donna Haaraways Gefährtenbuch anfangen und mich mit dem Begriff ›Zoologin‹ nicht mehr so falsch fühlen []
  4. zu süß []
  5. auch die Mutter freut sich []

211211 Revue 7.12.: Tropen

s. auch 211207

so tun, als ob man am Strand liegt. an einem Strand in einer Halle in Brandenburg. C lacht: die ganzen Assis, aber es sind keine Assis hier. nur die Kabinen, kleine Häuser auf Stelzen, in der Halle, in die man zum Rauchen gehen muss und die nach abgestandenem Rauch trotz Belüftung riechen, sind irgendwie eklig. die Kombination Rauch und Wasser ist auch irgendwie eklig.

»Und wie fühlst du dich?« (eine innere Stimme, die fragt) wie fühlst du dich – nach ein bisschenp planschen, nach einem doppelten Espresso und einer Portion Pommes. den doppelten Espresso hast du erst bestellt, nachdem du dich vergewissert hast, dass auch die Menge eines doppelter Espresso noch in die kleinen braunen Pappbecher passt. du wolltest keinen der Mehrzweckbecher aus dickem Plastik. komische Vorstellung. jetzt, mit dem ganzen Essen im Bauch nochmal ins Wasser zu gehen. zurück ins Wasser. für das Essen gibt es Tabletts und dann gibt es noch Nachfüllbecher für 16 Euro, die man unendlich oft mit Cola befüllen kann, wenn man nur brav den Abstand von 10 Minuten einhält.

zum Abschied drückt M seine Bewunderung aus: dass ich immer schwimmen gehe. wir können uns ja mal treffen. im Strudel, im Dunkel der Nacht und dem Dampf des warmen Wassers verwechselt mich M mit jemand anderem und sucht peinlich berührt das Weite.

so tun, als ob man am Strand liegt
und niemand kennt dich.

so gesehen werden, als ob man zusammen gehört. die Kassiererin drückt mir den Zettel für zwei in die Hand und ich raufe mir innerlich die Haare. kann man nicht mal hintereinander die Kasse passieren, ohne gleich als zugehörig gesehen zu werden? wir machen aus, einen Treffpunkt auszumachen und dann: vergessen wir es. wir schlagen ein Lager auf und dann sind wir nie da1

so tun, als ob man am Strand liegt und Caipirinhia trinkt. Caiprinihia mit Sand. nein: im Sand.2

aus den Lautsprechern oben schallt Werbung oder andere massentaugliche voice-overs. wer käme noch in Frage, wenn nicht ? [unkenntlich]

Arbeitsteilung | es wird von einer Expertinnen in der Form ausgegangen. aber sind Expertinnen des Materials. (Alles aus einer Hand)3

was macht die Frau? fragt ein Kind seinen Vater.

mit einem aufgeweichten Strohhalm sauge ich die letzen Reste meines Getränks aus meinem Glas.

  1. ich denke an die verlassenen Wohnungen der arbeitenden Bevölkerung. ich denke an meine verlassene Unterkunft, seitdem ich ein Atelier habe. aber wir nennen es Wohnung, nicht: ›shelter, dessen Definition beinhaltet, dass man sie am Tag verlässt, die ›Unterkunft‹. []
  2. ich erinnere mich and den liebevoll ›Caipi‹ genannten Cocktail. ich vergesse seinen Namen sofort wieder, aber der Geschmack erinnert mich an die Creme, die ich wenige Jahre (nun ja, etwa 8 Jahre) zuvor fleißig gekocht habe. kurz vor vegan (das klingt jetzt wie eine Zeit: erinnerst du dich noch, als ich vegan war.)

    1) am Geld werden Dinge messbar
    2) lange nicht mehr
    3) Zweismakeit
    4) s. 1)
    5) ›jetzt geht es bergab‹, sagt C: ›nach der Hochzeit‹ und ich ärgere mich Grün und Blau, dass der Mann nicht mal die Sache mit der Liebe ein bisschen optimistischer sehen kann.

    vor lauter anderswo fange ich an mich zu erinnern: an Abende als Kind mit den Eltern im warmen Wasser in einem Schwimmabd in Wasserburg. ›Badria‹ – das klingt ein wenig italienisch, wenn man will.

    wo befinden wir uns?: genau hier. an einem Ort, den du dir schlimmer vorgestellt hast, als er ist. eine kleine Kulisse von fernen Ländern.
    wo bist du? im Urlaub, in fernen Ländern, im Dschungel. hier: bist du in den Ferien. hier schlürfst du deine Cola aus einem Becher aus Plastik. hier gehst du den Dschungelweg und bewunderst Tiere in einem Terrrain, die sich verstecken. während ich schreibe, ist Ka auf ein anderes Kind zugegangen. sie sitzen beide auf einem leuchtenden Pferd und starren ganz gebannt auf den Bildschirm vor ihnen.

    große Lust zu kauen. irgendwas.
    Hunger,
    könnte man sagen.

    die beiden Kinder

    was ist das schöne hier?

    1. nicht erreichbar zu sein.
    2. die Rutschen ((das hätten wir nie gedacht []
    3. diesen Gedanken hatte ich und ich hätte ihn mir selbst wohl noch ein wenig genauer notieren müssen. so bin ich mir nicht gnaz sicher, was ich meinte []