Wir schlendern über den Flohmarkt.
Ich erinnere mich. Als ich vor (gefühlt) vielen Jahren hier herzog, ging ich auf Flohmärkte, kaufte Unmengen an Kleidung und hatte Freude daran, sie zu tragen. Heute stehe ich vor den Kleiderstangen, finde alles ein bisschen langweilig und hätte am liebsten nur eine Hand voll Blusen und Hosen, die alle zusammenpassen, damit ich immer gut aussehe, ohne mir darüber Gedanken zu machen.
Die sechs Flohmarktbesucher gruppiere sich zu drei Paaren. Die Paare bestehen klassisch hetero aus einem Mann und einer Frau. Die Mitglieder der Paare ähneln sich: Was sie schön finden, wie sie sind, wie sie aussehen, was sie haben wollen.Ein Mann kriegt von seiner Frau Ärger, als er »Dönermann« sagt. »Frauen sollen Döner verkaufen dürfen!«, sagt sie. Wir beobachten eine kindergartenreife Standpauke um ein Wort.
Ich interessiere mich für ein Calvin-Klein-Shirt, aber es kostete 12 Euro. Wenn man eine Straße weiter etwas auf der Straße findet, ist das kein guter Preis. Als ich diesen Satz wiederlese denke ich an das alles dominierende Geld. Es möge verschwinden.
Wir1 fahren nach Hause und entdeckenn beim Essen der Domke-Wanderbulette auf einer Bank auf der Karl-Marx-Allee hinter uns ein zauberhaftes Café, dessen Mitarbeiter sehr nett sind. Vorm Eingang steht eine Tafel: falls jemand Hunger hat, aber kein Geld, werde man eine Lösung finden. Drinnen hängen bunte Bilder an der Wand. Ein Tisch neben uns spielt Rummikub. Eine alte Frau möchte sich ein weiteres Kissen von den Stühlen draußen holen. C übernimmt und besorgt das Kissen. Sie erzählt irgendwas von den Proportionen. Sie sitzt auf einem kleinen Stapel an Kissen. Die Echtheit dieses Ortes im Gegenzug zu der fehlenden Echtheit der Kneipe gestern, bei der ich an den Armen der anderen Anwesenden ebenfalls teure Uhren sah. Die Vorliebe für falsche Orte, weil sie cool sind. Ich sehe kritisch auf die Sache. Ein Stückchen der eineinhalb Stücke Downauwelle mit einer dicken Schicht Schokolade auf meiner Gabel.
Später, im ehemaligen Osten, Zeiss-Großplanetarium. Unter einen er blauen Kuppel, auf der bunte Lichter liegen. Herzlich willkommen! Über uns ist alles blau. Das Sternenei in der Mitte, die Vorlage für die projizierten Bilder. Der große rote Fleck auf dem Jupiter. Der Jupiter ist der Türsteher, der Staubsauger der Erde. Ein Durchdringen der Galaxien. Die Frau spricht, die Projektion läuft. Ich denke an Lesungen, die bestimmt toll wären, unter dem wabern der Galaxie.
- Das wir kommt mir leicht über die Lippen. [↩]