Kategorie: blog

07.12.24

SK beim Einkaufen getroffen. Erst erkennt er mich in dem anderen Umfeld nicht.

Er sagt: Die goldenen Jahre für Künstler Berlin sind vorbei.
Ich: Stimmt.
Er: Man muss woanders hingehen.
Ich: Oder was anderes machen
Er: Das wäre aber schade.

Ich denke an das Paper zur Mobilität von Wissenschaftler. Die Verrückten gehen ja auch überall hin für eine Karriere.

04.12.2024 Traurige Stadtmomente

  1. Als ich den Mann im Rollstuhl mit der KaDeWe-Tüte um den Hals zum zweiten Mal auf der U9 sehe und verstehe, dass er auf der Straße lebt.
  2. Als ich den Späti am Anfang der Lehrter Straße das erste Mal betrete spricht die Frau mit dem Mann, der am Anfang der am Ende der Werftstraße wohnt (verstehe ich zumindest). Du musst mal öfter hier her kommen, sagt sie ihm. Ich gebe meine Post ab. Als mir auf dem Weg zum Bahnhof Zweifel kommen, ob ich wirklich die Adresse auf die Post geschrieben habe, gehe ich nochmal zurück. Diesmal ist der Späti voller Energy-Drinks-kaufender Jugendlicher.
    »Wissen Sie noch, gestern haben wir getanzt«, sagen sie.
    »Tanzen und singen sie wieder?« und »Wo sind Ihre Freunde?«, fragen sie die Frau.
    Sie antwortet: »Ich habe nie getanzt.«
    Ich sehe die dünnen umeinander geschlungenen Beine der Frau.
    Die distanzlosen Fragen der Jugendlichen und die Anrede mit Sie“ gehen für mich nicht gut zusammen
    Als ich den Späti verlasse, lächelt sie mir zu.

03.12.2024 Chicka

Was ist eigentlich aus dem Hund (Chicka) geworden, der gestern Ecke Rathenower / Alt Moabit entbüxt ist? Er ist dann wie ein Verrückter über die Straße gerast und immer wieder schneller geworden, als der Sohn der Besitzerin aufholte. Ich sah vor meinem inneren Auge schon einen blutigen Unfall mit einem der vielen kreuzenden Autos, aber der Mops hatte entweder Glück oder ein tierisches Gespür für grüne Ampeln.

29.11.2024 autodidaktische Kunst

Ich lese die Chemnitz-Beilage der Zeit: In Chemnitz gab es keine Kunsthochschule. Das hat schon früh dazu geführt, dass der Kunstverein Autodidakten aufnahm.

Zeitung lesen um 06:42 Uhr. Ich bin ganz offen und weich und interessiere mich für alles: Kendrick Lamar hat ein neues Album- Andrea Petković schaut immer den ersten Film aus ihrem Netflix-Algorithmus. (Aber das ist mir fremd). Joe Chialo (Link zu Lafayette) rechtfertigt die Kürzungen im Kulturhaushalt folgendermaßen: Die Resilienz des Kulturbetriebs wird getestet. (Ich kann meinen Unmut über diese Aussage kaum in Worte ausdrücken: Ein prekäres Feld, wenn alle was anderes arbwirw, hat keiner mehr Zeit, Kunst zu machen.)

Auf dem Weg zur Mitgliederausstellung des Kunstverein Rosenheim. Mein Traum, vor wenigen Wochen, dass die Qualität der eingereichten Arbeiten nicht meinen Vorstellungen entspricht (unangebrachte Überheblichkeit einer Berliner:in) Am Abend, bei der Vernissage gibt es Häppchen. Es gibt Limonade, kleine Biere. Ich sehe Leute, die ich lange nicht gesehen habe. Die drei Arbeiten wurden einstimmig genommen, sagt GP. Mit meiner Ausbildung bin ich teil eines Marktes, von dem ich kein Teil sein möchte.

26.11.2024 veste bleue

MJ trägt die gleiche Jacke wie ich. Aber er trägt sie jeden Tag. Eine veste bleue, für wenig Geld in Frankreich gekauft. Am Akonadaplatz oder in der Ohlauer kostet die nen Hunderter. Meinem Chef gefällt die Jacke. Erinnert ihn an früher, als er im Betrieb gearbeitet hat. Eine Arbeiterjacke hat verdeckte Knöpfen, damit die Jacke nicht in die Maschine kommt. Seine Jacke hat eine Stickerei auf der Brusttasche. Meine ist royal-blau und stickerei-blank

Ich denke auf einmal mehr über meine Jacke nach, als ich es zuvor getan habe. Ich wünsche mir noch immer eine Uniform und überlege, ob diese Uniform passen würde.

Abends bügle ich 30 Minuten lang zwei Blusen, die ungebügelt als ungenutztes Kapital im Schrank liegen. Was man in 30 Minuten alles tun könnte. Auf der Turmstraße kostet ein Hemd in der Wäscherei waschen und bügeln 2,80 €. So viel hat frühere ein großes Bier in der Kneipe gekostet. Jetzt kostet ein Bier mit 0,4 Liter 4,50 € oder noch mehr. N gestern: Wenn ich verdiene, das erste, was ich mir kaufe, ist eine Putzkraft. (Aber … aber … eine Stimme in mir sagt, dass das Ordnen und Aufräumen menschlich ist. Oder nicht? Und Kinderbetreuung? )

 

25.11.2024

In der Mensa gibt es heute Pommes. N und ich nehmen jeweils eine Portion mit Mayo und Salat. Vom Eisprung hungrig. Kann das sein? Kann schon sein, meint N. Ich nehme einen Schokokuchen für später mit. Dann flitzen wir zur AGB. In der AGB ist viel los. Im Anbau gibts noch Platz und Strom über Mehrfachsteckdosen. Meine Noise-Cancelling-Kopfhörer dimmen die Lernraumatmosphäre. Irgendwann leuchten im Hauptbau rote Lichter. Erst mal kuckcn alle und dann bewegt sich die Masse langsam auf den Parkplatz.

N und ich tauschen Geschenkideen für (unsere) Männer aus. Ich denke an einen Witz, den ich kürzlich wo gelesen habe: »Natürlich, weiß ich, was meinem Mann gefällt. Ich kauf ihm schließlich das ganze Jahr über Pullis.« (Fragt mich jetzt nicht, wo ich in Verlegenheit komme, Witze zu lesen.)

25.11.2024

DER EINDRINGLICHE TON AUS einem alten Beitrag.

24.11.2024 (?)

Ich träume, dass ich ausraste.

19.11.2024

In der früh, im Bett. Wir stellen fest, wie schön es ist, Zeit zu haben und einfach mal fast jeden Morgen eine halbe Stunde rumzuliegen, Kaffee zu trinken, miteinander zu sprechen.

Ich überlege, ob ich nächsten Sommer, mit einem akademischen Abschluss mehr, mehr Zeit habe – oder weniger. Wo doch meine frei verfügbare Zeit mit der Lohnarbeit, rapide abgenommen hat. Darauf C: Du hast doch immer was zu tun. True.

14.11.2024

Nauner Platz. Zurückbleiben Bitte, kommt es aus den Lautsprechern.

Ich sehe mich meinen Kindern erzählen, dass es damals, als ich jung war, ein Ticket gab, bei dem man das Fahrrad mit in die Bahn nehmen durfte.

241108

Nachdem wir das Auto zum TÜV gebracht haben, laufen C und ich zur Osloer. Ich bringe C zur Bahn, laufe die Treppen hoch und kaufe mir eine Kaki. Während ich ziellos durch die Gegend streune, denke ich mir, dass es schön ist, einen Tag nicht viel machen zu müssen.

Bei der Bäckerei in der Turmstraße kaufe ich einen Kaffee für 1,20 €. Beim Rausgehen schwappt der Kaffee auf die Untertasse. Ich versuche, mich zu erinnern, wer es war, der eine so große Abneigung gegenüber auf Untertassen übergeschwappte Getränken hatte.

Eine alte Frau stellt ihr prall gefüllte Lidl-Tüte bei mir ab. Passt das? Ich nicke. Dann rauche ich weiter. Als sie mit kleinen Schritten zurücktrippelt, stehe ich auf und nehme ihr den Teller ab. Die alten Leute um mich herum freuen sich.

Ich frage die Frau nach Feuer. Ich habe geraucht wie eine Lokomotive, sagt die Frau. Aber der Arzt hat es ihr jetzt verboten. Erst als sie vom Krebs spricht, merke ich, dass sie keine Haare im Gesicht hat. Ein Feuer hat sie nicht dabei. Aber der alten Mann am Tisch neben uns hat eins. Während er nach dem Feuer kramt, fragt er: Pflegerin? Ne, sag ich. Wir kennen uns von hier. Ich muss mich weit nach unten beugen, um mir meine Zigarette von ihm anzünden zu lassen.

Die Frau erzählt von den Dingen, die sie kochen wird. Eine schöne Tomatensoße aus den kleinen Tomaten. Einen Euro haben die nur gekostet. Sie zieht eine Tüte mit Tomaten aus der Lidl-Tüte. Paprika und die Auberginen anbraten. Und manchmal, lacht sie, ess ich auch eine Tomate so. Sie erzählt von der Uhr aus der Küche, die kaputt gegangen ist. Dann packt eine Bastelschere aus und entfernt das Etikett an ihren Handschuhen. Ich sehe ihre knochigen, kräftigen Hände. Arbeiterinnenhände.

Die alte Frau sagt: Meine Liebe, jetzt lass ich dich alleine.

Ich bleib noch ein bisschen. Als mir der letzte alte Mann am Tisch nebenan zum vierten Mal die gleichen Sätze entgegenbringt (Ich bin kein Alkoholiker, meine Frau arbeitet bei Osram, einen großen Fehler habe ich gemacht in meinem Leben), gehe ich auch. In der Schillerbibliothek ist die Stimmung schüler:innendominiert. Um 14 Uhr mache ich mich, abgeschreckt von dem Schild, dass ab 14 Uhr die Tische den Grundschülern gehöre, auf, zurück zur Autowerkstatt, um dort meinen Fahrzeugschein abzugeben. Währenddessen telefoniere ich mit P. Wir sprechen über Künstliche Intelligenz und Wissensorganisation. Dann laufe ich zum Fritz-Neumann-Platz und mag es, dass ich mich fremd fühle. In der Bahn werde ich von oben bis unten begutachtet. Birkenstraße steige ich aus, erinnere mich an ein seltenes Mal, als ich schon mal hier ausgestiegen bin und laufe nach Hause.

Abends macht C Carbonara. Noch später spiele ich Badminton und habe nach drei Schlägen ein dickes Grinsen im Gesicht.

241109, 21 Uhr

Auf einmal fallen mir Nektarius Sticker ›Rauchen muss wieder cool werden‹ ein.

05.11.2024

Im Informatikmodul: Die Mehrheit der Frauen kokettiert mit ihrem Unverständnis – außer eine. Die spreche ich nachher auf der Treppe an. 2017 hat sie angefangen, angewandte Informatik an der TU zu studieren. Dann hat sie ein paar Jahre gearbeitet. Jetzt hat sie gerade ein Kind bekommen. Ihr huscht ein Lächeln übers Gesicht. Ich frage sie aus zu den Unterschieden des Informatikunterrichts an den beiden Unis. Sie erzählt, was sie weiß und bestätigt meine einmalige Erfahrung in der ersten Vorlesungswoche: Angewandte Mathematik für Informatiker und Ingenieure. Die jungens und Mädels dort sitzen von früh bis spät in der Uni. Das Studium an der TU ist ein Vollzeitding, das sich nicht nebenbei machen lässt.

Die Konversation über die eigenen Exzesse während des Alkoholrauschs gestern im Eschenbräu führt heute eine Alleinunterhalterin am Tischen nebenan in der Mensa weiter. Die Rauschköpfe haben gemein, dass sie sich als Gewinner darstellen.

Mitgliederausstellung Kunstverein Rosenheim

Vernissage: 29.11.2024

Es wird Zeichnungen von mir zu sehen geben.

29.10.2024

Die Gerechtigkeit war mir heute zwei mal begegnet. Dann war mir noch eine Frau begegnet, die mich und den Opel gekonnt in eine Parklücke manövrierte. (Einen ganz kurzen Moment hatte ich gedacht, sie würde am Auto vorbeigehen, mir ein Handzeichen geben und selbst auf der Fahrersitz einsteigen.)
Morgens Fahrt mit C zum Arzt. Das Stundenplanmachen, sagt S mittags, das sei ein großer Aufwand. Ich wünsche mir eine Software, die den Bibliotheksarbeitsplan macht.

241022

Morgens setze ich meine neue Brille auf, schreibe eine E-mail. Dann lese ich Zeitung. Die Buchstaben sind mindestens so scharf, wie die im Brillenladen an die Wand projizierten, an denen verschiedene Gläser getestet werden. Die Geschichte einer Bücherei-Leitung berührt mich. Zwischendurch sehe ich Python- und HTML-Content an.

241021

Ich beschließe, mit Maske aus dem Haus zu gehen. Dahinter steckt der Imperativ, den ich während der Pandemie verinnerlicht habe: Stecke niemanden an! Ich wundere mich zum einen, wie wenig Masken trotz dieses Imperativs getragen werden. Rücksicht auf die Mitmenschen ist doch super. gleichzeitig frage ich mich, ob ich zu vorsichtig bin. Die Ärztin sagt: »Danke für Ihre Rücksicht.«

Im Programmiertutorium bin ich beeindruckt, wie ruhig der Doktorand die Übung führt. Wir sitzen an runden Tischen, die einen massiven Fuß haben, in dem die Technik eingebaut ist. Mit einer Fernbedienung kann man drei Bildschirm aus dem Tisch fahren. An den bildschirmen hängen USB-C-Kabel. Scheint ein neuer Standard zu sein, der die hdmi-Kabel abgelöst hat, ohne, dass ich es gemerkt habe.

Bei der Ärztin am Abend, bin ich beeindruckt: Ein karges, leeres Wartezimmer. Die Mitarbeiterinnen sind alle über 50. Die Ärztin auch. Vor zwei Wochen habe ich dort online einen Termin gebucht. Nicht auf Doctolib, sondern auf einer altmodischen, aber sehr praktikablen Website. Weißer Hintergrund, schwarze, große, gewichtige, italic Times New Roman. Dazwischen Felder in einem hellen blaugrau. für die Terminbuchung werde ich zu der App Agendize weiterleitet. Ich freue mich riesig, ohne Konto buchen zu können. Ich werde aufgerufen. Ich setze mich. Die Ärztin macht grobe Bewegungen. Füße auf die Ablage. Während sie mit kaltenen Metallinstrumenten, die sie von einem Häufchen in greifbarer Nähe nimmt, Hals, Nase und Ohren untersucht, habe ich gar keine Zeit nachzudenken. Nicht schlecht, denke ich trotzdem. Die Entschlossenheit könnte man auch als Grobheit sehen. Hier finde ich sie gut.

Nicht verwunderlich, dass die 10 Minuten, die für den Termin veranschlagt sind, eingehalten werden.

Mobil sieht die Website übrigens noch besser aus.

15.10.24

Die Erstsemesterstudierenden wereden durch die Bibliothek geschleust. Eine der Frauen spricht davon, dass sich Leute unterschiedlich in neuen Räumen bewegen. Manche gehen unbeschwert durch Türen, andere trauen sich nicht. Denen, die sich nicht trauen, soll das Bekanntmachen den Anfang erleichtern.

241014

Ich freue mich sehr über die Semesteranfangsstimmung. Es wuselt. Die Arbeitsplätze sind belegt. Ich räume das Kunstgeschichteregal auf.

L schickt einen Zettel, auf dem etwas steht, was er nicht lesen kann. Das habe ich geschrieben.

19.09.2024

Sich auf die Liebe einlassen. L ist jetzt wieder bereits, sagt sie.

240916

Wer hat wem die Blume geschenkt? Ist auch egal. Ich habe von Frauen gehört, die warten darauf, geheiratet zu werden. Hier ist das anders. Ich warte darauf, dass mein Mann ein Bücherregal kauft. Ein schönes, großes, von Axel Kufus. Heute glänzt mein goldener Ring und meine Gedanken sind ob des Regens und meiner Fahrt mit der Tram angeregter als sonst.

Morgens eine Runde joggen.

 

240915 ParkInn, am Alexanderplatz + Wochenende

Nach dem Talk überlege ich, welcher Schicht ich angehöre. Ich erinnere mich an den Unterschied, den ich als Kind zu Herr und Frau S gespürt habe. Das muss der Klassenunterschied gewesen sein. Ohne mich zu sehr in Klasse zu stürzen, denke ich, dass vor allem die Stadt die Identität in den Vordergrund rückt. Stimmt das?

Auf MGs Instagram-Story zur Arbeit (Niemand möchte arbeiten. Die Dichter und Denker wollen nur denken.) antworte ich: Und was arbeitest du? Ich habe große Lust zu arbeiten und freue mich, wenn andere was anderes arbeiten.

Ich genieße es, der Autorin P zuzuhören. Ich genieße es, in der Lobby des großen Gebäudes zu sein, an dem ich 75 % meiner Berlin-Zeit vier Tage die Woche vorbeigefahren bin. Alles ist lila: Die Hemden der Kellner, die Gläser, die Servietten. merkwürdigerweise sind die Servietten nicht bis zum Rand bedruckt.

Die blonde Amerikanerin bestellt eine Suppe. Die Suppe kommt im Glas. Sieht aus wie ein Cappuccino.  Alle staunen. Ich vermute einen hohen Preis.

Die Verleger sitzen zu dritt auf der Couch. Ich sehe ihre Falten. Die Verlegenden…  verlegen (Verb) nicht zu verwechseln mit verlegen (Adjektiv). Solange Edition Kunz noch ein Konstrukt ist, behalten meine Falten die Tiefe, die sie haben.

Dass ein Buch (von dem der große, lockige Mann mehrmal sagt, es sei intimidating) nicht als Objekt der Klasse wahrgenommen wird, ist keine Option. Ein Buch möchte anhand der Geschichten wahrgenommen werden, die es trägt, sagt P. Ein Buch kann das Image nicht abstreifen, das es trägt.

Während mir am Freitag, im Buchladen eine Mutter erzählt, dass ihre Tochter am liebsten die heteronormativen Gechichten von Conny vorgelesen bekommt, stehen in Schloss Bellvue sorgsam arrangierte Bücher, von denen kein einziges aus dem letzten Jahr ist.

Bibliothek in Schloss Bellvue

Dafür gibt es herzerweichende Kunst, die mich wirklich erfreut.

Olaf Holzapfel, Fragment, 125 x 110 x 25 cm, Heu, Drahgeflecht, Esche, 2014

Die tellergroßen Knöpfe von Heike Bollig hab ich leider nicht fotografiert.

240912

Zurück aus Barcelona.  Mittags mach ich mich auf den Weg durch den Herbst. Als ich mir einer Börekstange an einem kleinen Tisch gegenüber vom Rathaus sitze, überkommt mich die liebe zum herbstlichen Wetter in Berlin. In der Börekstange ist etwas Oranges. Muss Süßkartoffel sein.

Ich denke an die Frau im Flugzeug: „Wir wollen zurück!“, hat sie gesagt. Ich stecke meine Nase in den Regen. Ich liebe den Herbst. Ein Mann mit einer beigen Jacke und Jeans geht vorbei. Ich trage die gleichen Farben. Nebenan sitzt ein Kind. Kind ist König. Dieses hier bekommt eine Caprisonne.

Danach fahre ich nochmal kurz nach Hause und in die arbeit. Ich genieße die kurze Strecke durch den Tiergarten und den Trubel im Bücherladen.

240906 Barcelona

Wohin treibt es dich? Js Wahlheimat Barcelona ist ganz anders als das verstockte Bayern, aus dem sie kommt. Aber ist Bayern wirklich so verstockt? Klar, muss man die Beine rasiert haben und oben ohne geht auch nicht. Wo sitzen die Freigeister in Deutschland?

240903 Wir migrieren

Dies ist der erste Eintrag, nach der Migration der Daten in eine neue Datenbank. Die Migration der Daten ist für die Lesenden nicht sichtbar. Sollte sie sichtbar sein? Ich händle mit meinen Daten wie mit den Dingen in meiner (scusi, unserer) Wohnung.

Nach einem sozialen Wochenende, starte ich mit meinem menstruationsmüdem Körper in die Woche. Weil mir M von ihrer Menopause durch die Medikamente erzählt hat, freue ich mich diesen Monat auf meine Menstruation. Es ist schön, einen gebärfähigen Körper zu  haben. Mit M habe ich einige Parallelen gefunden: wir mögen Bücher (aber auf eine ganz andere Art).

Ich schreiben eine instagram-Nachricht an M.H. Ich schreibe ihr, weil ich mich an ihrem Erfolg freue.

Meine Fingernägel sind so lang, dass sie mich beim Tippen stören.

Als am Montag die Mutter ihrem Sohn zuflüstert: Elle est une artiste! Elle fait des études en arts, schüttle ich innerlich meinen Kopf. Aber ich freue ich mich, über die Anerkennung, die mir das kleine Kind, schenkt. Es malt selbst gerade ein Bild.

 

290809 Skin Care, Psyche

Die Mitglieder der WELCOME-TO-MY-WORLD-Gruppe stellen das Publikum dar. Dabei werden sie von einer Person mit goldenen Haaren als Aufmerksamkeitsspender instrumentalisiert. In der Aufmerksamkeit kommt das eigene Leid zur Geltung. Ich denke an die grün-rosa Heilsteine, die im Esoterikladen in R. Sie hingen an bunten Lederbändern von einem Ast hinge. An diesen Steinen erkannte man magersüchtige, jungen Frauen, die mit geritzen Armen um Aufmerksamkeit baten. In der Klinik, so erzählte man sich, war es verboten, Aufmerksamkeit wegen der Arme zu bekommen. Die Mädchen musste Bänder um die Handgelenke tragen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer das erzählt hat.

Dafür erinnere ich mich an eine junge Metzgereiverkäuferin, unweit der B-straße, die die Farbstreifen, die irgendwie an meinen Arme gelangt waren, begutachtete und mir ihre geritzen Arme zeigt: same same but different. Ich erkenne kein Ähnlichkeit, nur eine makabere Szene, bei der ich in einer gefließten Metzgerei ein totes Tier auf einem Brot esse.

Episode könnte man eine solche Zeit nennen. Die Episode von D ist durchzogen von suizidalen Äußerungen – bis einer die Polizei ruft. Er schickt eine niederländische Videobotschaft an seinen Bruder. Im nächsten Satz macht er ihm Inzestvorwürfe. Seine englischen Sätze sind schön und stark. Was uns wieder zur Realität bringt, sind Fotos seines dürren Hintern und eines schlaffen Penis in einer Hand. Denke ich an H (RIP), sind die Suizidgedanken (vor allem bei Männern) immer ernst.

Nach dem Frühstück verlasse ich das Haus. Ich betrete die Mall am Potsdamer Platz. Statt einem Lageplan gibt es einen QR-Code, der die Geschäfte verzeichnet. Mit der Suchfunktion finde ich einen Brillenladen. Auf dem Weg quatscht mich eine Frau mit geschminkten Augen auf Englisch an. Sie drückt mir ein goldenes Rabatt-Kärtchen in die Hand, fragt mich nach meiner SkinCare und macht einen entsetzt-vorwurfsvollen Blick, als ich mein kaum vorhandenes Skincare-Programm liste. Dann lockt sie mich in eine drei Quadratmeter langen Schlauch Laden.

Sie reibt eine glitzernde Peeling, mit feinen Magnesiumpartikeln auf meine Hand. Kollagen ist da drin. Dass es Kollagen gibt, weiß ich erst seit zwei Wochen. Kollagen ist oft aus Rindergeleee und soll angeblich die Haut straffen. Dieses Kollagen ist natürlich pflanzlich, wie alles an den Produkten. Langsam fällt das Gefühl, begutachtet zu werden, von mir ab. Ich bin keine gute Kundin. What are you doing in life? Ich erzähle ihr 30 % meines Lebens. 70% lasse ich weg. Eine reduzierte Geschichte gibt eine gute Geschichte ab (anders als bei Skincare).

Ungelenk frage ich auf Englisch, wie es mit den Leuten ist, die auf dem Land leben. Müssen die auch Peelen? Nein, dort gibt es keine Verschmutzung, sagt sie. Ich überlege, ob ein Leben auf dem Land lebenswerter ist als ein Leben in der Stadt, in dem sich wirklich alles zwischen Konsum und Arbeit zu bewegen scheint. Langsam fange ich an, es zu genießen, dass die fremde Frau nun auch mein Gesicht peelt und cremt. Erst die rechte Hälfte, dann die linke – damit ich den Unterschied sehe. Ich sehe nicht besonders viel Unterschied. Sie empfiehlt mir ein Peeling. Und was ist mit der Creme?, frage ich. Die ist nicht so wichtig, aber wenn dann die. Das Englische entfernt das Gesagte so weit von mir, dass ich mich einfach aus der Kaufempfehlung ziehe, auf einen eventuellen späteren Kauf verweise und mich auf deutsch frage, wer so verdammt viel Geld für eine Creme ausgibt, deren Verpackung wahrscheinlich mehr wiegt als ihr Inhalt.

Ich verlasse den langen Schlauch, ohne etwas gekauft zu haben. Mister Spexx finde ich nicht, aber einen andern Brillenladen. Der Verkäufer wechselt zwischen Du und Sie und findet ein sehr schönes Modell für mich. Ich lasse mir die Modellnummer aufschreiben und muss schlucken, als ich sehe, wie teuer gutes Sehen sein soll.

240807 Katalog für Fundsachen

Wer in der Zentral- und Landesbibliothek Ladekabel und Netzteil vergisst [so B.K.] kann dort anrufen und in einer Liste nachsehen lassen, ob etwas gefunden worden ist. Ein Ladekabel? Wurde nicht gefunden. Die Frau am Telefon schlägt vor, ich solle trotzdem mal vorbeikommen. Am Blücherplatz komme ich in den Genuss, die Liste für Fundsachen in Aktion zu sehen. Sie ist horizontal auf einem A4-Blatt orientiert und in einem Ordner abgeheftet. Es gibt drei handschriftlich ausgefüllte Spalten, die die Fundsachen – frei bezeichnet – nach Eingang verzeichnet.

Der Mann am Schalter fragt mich nach dem Verlustdatum und blättert den Ordner durch. Ein Ladekabel wurde nur an einem anderen Tag gefunden. Er schließt den Fundsachenraum auf. Zurück kommt mit einem Plastik-Reißverschlusstäschchen. Darin ist ein Ladekabel, das leider nicht meins ist.

Ich bin Feuer und Flamme von dieser bibliothekarisch-ordentlichen Herangehensweise für Fundsachen. Ein Katalog für Fundsachen.

Apropos Verlust. Während ich Reisnudeln vorbereite, C eine Nachricht schreibt, dann schon Tür betritt, stehen in der Mitte der Werftstraße der Krankenwagen und ein Polizeiauto. C hält mir sein Handy vor die Nase „WELCOME TO MY WORLD“. Wir verfolgen live wie D mit in Haut geritzte Symbole mit zwei Polizisten ein Selfie macht. Die Polizisten stehen wie Bodyguards hinter ihm und schmunzeln. Im Hintergrund läuft schnelle Schlagzeugmusik. Wenn ich mich nicht irre, höre ich ein paar Drum and Base Beats. Auch Til Lindemann sitzt im Publikum. Zumindest zeigt das Profilbild einer der Nummern Til Lindemann.

Ich habe ein distanziert-höfliches Mitgefühl und denke an eine meiner Freundinnen. Wir laufen an Krankenwagen und Polizeiauto vorbei zu meinem Auto. Dort liegt ein Gutschein, mit dem ich mir gerne ein Ladekabel kaufen möchte. Leider muss man ihn erst freischalten und dann kann man ihm im Internet einlösen. Wie nervig. Freischalten, 24h warten, online bestellen, wieder warten. Ich mag Läden.

Wir sitzen auf Höhe des Buchstabenmuseums an den Gleisen. Ich drücke meinen Fingernagel zwischen dem Mückenstichkonklumerat in meine Wade und hinterlasse tiefe Kerben. C sagt, dass die Unwissenheit schützt und man Leid nicht vergleichen kann. Weil es nämlich keine universelle Sprache dafür gibt. Jeder drückt Leid anders aus. Ich gebe mir Mühe, Leuten, denen der Zucker in den Arsch gepustet wurde, die sich gemütlich in ihrem Leben eingerichtet haben und kein universelles Leid erfahren haben, diese tatsache nicht übel zunehmen. »Ich persönlich habe nichts gegen Reiche, ich hasse sie nur.«1

Ein Auto mit KS-Kennzeichen fährt vorbei. Marc Zuckerburg steigt nicht ein, aber er öffnet die Tür. es handelte sich wohl um keine Drogenübergabe. Die Frau im Auto fährt wieter. Gegen das Jucken der Mückenstiche kann man nichts machen.

Die Kraft von Wahnhaftem Verhalten ist nicht

 Das Wort ›labil‹ passt nicht wirklich zu psychotischem Verhalten. Dafür ist die Kraft des Wahns zu stark. Die Institution hat einem solchen Auftreten gegenüber nicht viel in der Hand. Wahrscheinlich gibt es ein Formular, das ein Mensch unterschreiben muss, in dem er das wahnhafte Verhalten eingesteht – und wer würde das freiwillig tun. D schreibt: Alles gut. Ferndiagnose vom Balkon gegenüber: Nichts ist gut.

Andauernd denke ich an Auf den Gleisen von Inga Machel. (Lektüretip!)

Am nächsten Tag verliert der Spätimann etwas von seinem Ansehen, als er über D, der mit einem großen Hut, nacktem Oberkörper und fertigen Augen Leute auf der Straße anlabert, ohne Mitgefühl spricht.

  1. Olivier David []

240731 Husten

Ich vermute, dass der penetrante Husten des Mannes, der drei Tische weiter sitzt, von der beständigen Kälte in der AGB kommt.

Neben dem Hustenden sitzt ein Klappernder, der mit verkrampften Fingern fest in die Tastatur haut.

240731

Die selbstzufriedene Art der gerade dreißig gewordenen, ganz selbstverständlich von den Kindern, die man bald haben wird, zu sprechen.

240724

Als ich an der Krummen lanke den Stabibi-sticker sehe, denke ich zuerst an die StaBi und bin fast ein bisschen enttäuscht, als ich auf der Internetseite die Wortherkunft lese.

240721

Im Lehrplan sind Register unterhalten. Sie machen die Welt komplex, sagt Maik Walter bei mMythos Muttersprache, Podiumsdiskussion: „Mythos Muttersprache“ (10. November 2021), https://www.fu-berlin.de/sites/dhc/videothek/Videothek/913-Podium-Mythos/index.html

240719 Charlottenburg

Die Leute aus dem Freitag sehen bedrückt drein.

»Aber was, wenn sich die Hoffnungen nicht erfüllen?« (Der Freitag, 18.07.2024, S. 4)

Ich sitze am Tisch, trotze der Hitze, spüre meinen von Schwimmzügen geöffneten Brustkorb. Ich zeichne.

Dann fahre ich nach Charlottenburg. Auf dem Weg finde ich einen Markt am Hansaplatz (immer freitags!), freue mich über die kindliche (›unverfangene‹?) Geste des Verkäufers, der seine Fahrradtasche unter dem Stand hervorzieht, um mir zu zeigen, dass wir die gleiche graue Fahrradtasche haben. Ich schmeiße die Zwiebeln in die Tasche. Es sind sehr frische Zwiebeln. Sie haben anders als die trockenen Zwiebeln im Supermarkt dicke Wurzeln, anders als die lichten Wurzeln der lange getrockneten Zwiebeln, so frisch sind sie. Ich kaufe außerdem ein Baguette, das ich zu S mitnehme.

Dann lasse ich mich von S1 bekochen. Ss Tochter ist schwanger. S2 vermutet, ich bekäme bald ein Kind. Ich habe viel gestalterische Anmerkungen auf der Zunge, was die Gestaltung der neuen Protokolle betrifft und ordne mich selbst ein, als S1 mich fragt, warum ich meine Ziele  nicht so stecke, dass Geld eine Begleiterscheinung ist. Geld ja, aber nicht nur.

Zu essen gibt es Nudeln mit Maggi, Butter und Salat. Ich denke an meine Eltern: Generation Maggi.

Wir laufen einmal an der Kantstraße entlang. ich erkenne den Hecht wieder. Ich erinnere mich an den alten Mann, der dort vor allem mich mit seiner Geschichte gelangweilt hat, während C und L aufmerksam lauschten. menschen, die viel labern, darf man keine Fragen stellen.

Über die Parfümerie und durch den Leopoldkiez. Ich erkenne den Stuttgarter Platz wieder, an dem ich mit C mal war. Wir schlecken Eis. Der Kreis schließt sich.

Mit vollen Taschen von in Charlottenburg zu verschenkender Gegenstände fahr ich nach Hause.

C empfängt mich. Wir sehen Babyvideos an. Wie das Kind einen Löffel gelben Brei bekommt und den Mund. An den Wänden hängen Bilder, die ich die letzen beiden Tage aufgehängt hab.

240718

Tagsüber schwitze ich. Bei der letzten Datenbank Vorlesung erfahre ich, dass die meisten relationalen Datenbanken keine Volltextsuche implementiert haben.

Nur für die Doku, möchte ich hier das weirdeste ebay-Treffen meines Lebens vermerkt haben, dass meine Geduld sehr herausgefordert hat.

Dann sehe mir die Präsentationen der anderen an und schwitze weiter.

Abends fahre ich zum Mehringdamm. Sie haben aber ein schönes Rad, junge Frau, sagt ein Mann, der auf dem gleichen Rad vorbeifährt. Ich warte auf L und seine beiden Freunde K und A. Als eine Bank frei wird, stelle ich meinen Porsche auf zwei Rädern (die Gazelle) quer davor, sperre ab und kaufe mir am Späti ein Bier. Ich setzte mich auf die Bank und beginne zu trinken. Der Falafel, bei dem es immer ein Falafelbällchen auf die Hand gab, gibt es nicht mehr. Aber den Schreibwarenladen gibt es noch. ausgeblichene Gegenstände im Schaufenster. Ich mache ein Foto. Von Ordnung träumen. Hier gibt es die Utensilien dazu.

Mit Ls Freunden ist es lustig.

240717

Morgens hänge ich Bilder auf.

Abends sitze mit N im Viktoriapark. Bald zieht N zu B. Ich denke an 2021. Da saß ich oft im Viktoriapark.

 

240716

Abends sitzen wir bei Erguns Fischbude und essen viel frittierten Fisch mit Fladenbrot und Salat. Neben uns sitzt irgendwann ein älteres Paar. Als es zu regnen anfängt, flüchten alle nach drinnen. Nur eine Frau mit einem baby am Arm zeigt dem kind den Regen. Das kind streckt seine Hände nach dem Regen aus und versucht die Wasserstränge zu greifen.

Ein Verlag wäre dann ein teures Hobby. Ein sehr teures Hobby, das nicht mal ein richtiges Hobby wäre.

240716

Während ich auf den Regen warte, bei meinem Arbeits-Thunderbird auf ungeklärte Problem beim Löschen eines Ordners in einem Funktionspostfach stoße, überlege ich, ob es interessant ist, die eigenen Wünsche und Aufgaben nachzuvollziehen. Finde ich in meinem Kameraroll Ex-Wünsche (Fotos, Screesnhots, …) lösche ich diese. Ebenso halte ich meinen Posteingang leer, entferne Erledigtes aus meiner sorgfältig geführten To-do-Liste. Die Archivfunktion, Sachen aufzuheben, übernehme ich nur bei ausgewählten Objekten.

»Gerade als ich den Klick in der mathematischen Logik nicht mehr fand … «1 Bei mir war es umgekehrt. Ich begann den Klick in der Logik, im Lösen von sogenannten Problemen zu finden. Sie bereiteten mir (anders als das freie Abhandeln einer Thematik) eine große Befriedigung, weil sie mehr Grenzen und das erlösende Klingen der Glocke am Ende des Schaffens brachten. Sie hatten ein Ende.

Auf dem Fensterbrett lag mein Brot. (Zeit für Brot, Hausbrot, angenehme, luftige Abwechslung zu den selbst gebackenen Broten, die zwar gut, aber nicht so gut sind.)

Ich suche nach einem Stück Python-Code, der den Wert einer Lesezeichen-URL automatisch in eine Tabelle (Google oder Excel) kopiert. Ideen bitte in die Kommentare.2

Gestern hatte K nicht nur eine unglaublich süße Flasche dabei, sie erinnerte sich auch an das Internet, wie es früher mal aussah. Heute bin ich sehr abgeneigt, der glänzenden anmutenden Visage, die immer den gleichen Aufbau hat, bei dem man das mobile Aussehen der Website schon erraten kann. Eine schöne Website verleugnet ihre Zweidimensionalität nicht mit 3D-Effekten.

  1. frei nach David Foster Wallace []
  2. Diese Aufforderung geht an eine mir unbekannte, kleine Öffentlichkeit. Das Netz eben. []

240715 Zur Frage der kulturellen Nachnutzung des Lafayette

»Das Lafayette«, sagen die Berliner. Was noch weiter mit dem Namen passieren wird, wissen wir nicht. Wird es es Gallerie Lafayette bleiben? Bibliothek Lafayette?

Die Frage ›Was hat die Bibliothek mit Demokratie zu tun?‹ hat sich gleich in der Einführungsvorstellung gestellt. Sind sie da, dürfen Sie sein, wie sie sind. Wer sind Sie? Alle. Eine Bibliothek ist ein Ort, der nicht unterscheidet. Gehen Sie mal am Sonntag in die ZLB. Die Durchmischung findet dort statt. Anders als an dem Ort, an dem wir uns gerade befinden. Hier, in der Akademie der Künste, direkt beim Brandenburger Tor, strömen draußen Touristen und Fußballfans vorbei und drinnen ist das Publikum alt und trägt teure Kleidung. So sieht das nämlich aus, wenn ich mich umsehe.

Ich sitze auf einer Treppe in der Akademie der Künste, Pariser Platz. Tickets gab es keine mehr. Gar nicht so schlecht. wer kein Ticket hat, zahlt keinen Eintritt und kann hinter der Glasscheibe dem Vortrag lauschen. Einzig und allein die Treppenstufe, auf der ich sitze, ist so hart, dass ich kann kaum sitzen kann.

Ich schreibe mit: Das Verhältnis von Ort und Raum … Die Orchideenzucht als das Abseitige … Something people want to do things with … About the programme in a book … try to be very clever with it … it could have been written tomorrow … you wanted me to speek about Paris  … we go on going a lot of things … what you buy with your phone … the possibility of public space –

Ich liebe das prägnante Englisch der sprechenden Architektin. Zur Wahl stehen entweder Bürogebäude oder die Bib. Da ist die Bib die bessere Option. A argumentiert für den alten Standort der AGB. Aber die Friedrichsstraße muss auch  belebt werden.

Bis zum Juli besteht die Chance nochmal Austern zu essen. Ein letztes Mal.

240714

Marcello!

240709

Mein Bauch grummelt. Es ist 12.45 Uhr, ich habe einen Kaffee und zu wenig Essen im Bauch. Neuerdings hat Kaffee eine drogenartige Wirkung auf mich. Morgens, aufrecht im Bett sitzen ein zackiges Gespräch auf Kaffee mit dem Mann über die Lektüre des Mannes. Ich lege meine Lektüre zur Seite, die ich nur aus Pflichtbewusstsein zu Ende lese.1 Ich springe auf, ziehe den Nietzsche aus dem Regal und stelle fest: es ist nicht ›Jenseits von Gut und Böse‹, sondern ein anderer Titel [ergänzen!], aber gleiche Reihe, rosa Insel-Taschenbücher. »Von S. 2020«, steht hinten. Die Textfragmente sind ebenfalls nummeriert. Nietzsches catchy Sprache erfreut uns heute immer noch.

Ich schwimme, im Auftrieb des gemeinsam Unterwegs sein.

Jetzt sitze ich auf Kaffee in der Bib und Suche mit einem Besucher was zu „[begriff leider vergessen]“. Ein mathematisches Prinzip, über das unser Besucher ein Referat halten muss. Das Kaffeegefühl im Bauch bekommt mir. Ich schwimme wieder, diesmal im Kaffee.

  1. Meine Lektüre ist eine Biografie über Anne Saxton, die schmerzlich die Symptome einer Gesellschaft aufzeigt, in der Frauen sich sehr auf ihr Inneres konzentrieren, ohne äußerlich gefordert zu sein und depressiv und tablettenabhängig im Selbstmord enden. []

240708

Abends Lust auf See?

Ja.

Die Badestelle, die wir zuerst erreichen ist voller Jugendlicher. Es gibt drei Gruppen: die mit den Würstchen auf dem Einmalgrill, die mit der Musik und die auf LSD. Einer der Konsumenten liegt auf der Picknickdecke. Eine Frau sitzt stumm, ihre Knie angezogen daneben und  verzieht ihr Gesicht. Der dritte ist agiler, aber dennoch wacklig und hilft der Frau auf. Auf die Frage der Jugendlichen „Können wir mal eure Musikbox haben?“, anworten sie mit »ja«. Dann läuft ukrainischer Atzentechno läuft. Als C und ich das Wasser verlassen, sind die druffis weg, aber die Musik läuft noch. Die Krumme Lanke ist toll! Noch toller, als wir die Badestelle wechseln und nun zwischen Paaren, Freundinnen und Familien sitzen. Ich habe das Familiengefühl, als ich barfuß zum Auto laufe, picksende Steine in meiner Ferse und in das aufgehitzte Auto einsteige.

240704

Ich schlage das Heft aus. Warum ich digital schreibe, liegt an der leichteren Handhabung von nur einem System und der besseren Durchsuchbarkeit von digitalem Text. Das Heft riecht nach alten Schulheften. Es ist ein Clairfontaine, ein KOVERBOOK mit französischer Lineatur, etwas größer als A4, mit einem schwarzen Plastikumschlag.

 

240705

Ich sitze am Straßenrand und versuche an nichts zu denken. Das hab ich früher nicht versucht. Da hab ich es einfach gemacht. Écriture feminine automatique. Ich versuche, die stimme in mir zu hören. Ehe es mich versah, sprach die Stimme nicht mehr automatisch. Ich musste ganz genau hinhören, was sie mir sagte. Das fehlende Nichts stört die Stimme.

240702 hören

Beim Hören von Dear Reader mit Samo Tomšič.

  • die Lust am Lesen und Schreiben
  • der Imperativ zur Lust (bzw. Arbeit)
  • die Abkopplung der Sprache vom Exemplarischen hin zum Nicht-verstehen. Die Aktualität des Denkens besteht im Nicht-Abgeschlossenen.

Beim Hören von Dear Reader mit HansChristian Dany.

  • die Querfinanzierung als Möglichkeit, sich Leidenschaft zu erhalten
  • sich permanent zwischen Welten und Identiäten bewegen
  • Hélène Cixous sagt, Lesen ist auch Schreiben

Beim Hören von Dear Reader mit Daniela Seel.

  • Alles, was man über die Sprache weiß, weiß man von Anderen.1
  1. Sprachkontakt mit einer Familie, sagt Maik Walter bei ca. 25 Minuten, Podiumsdiskussion: „Mythos Muttersprache“, am 10. November 2021, https://www.fu-berlin.de/sites/dhc/videothek/Videothek/913-Podium-Mythos/index.html []

240629

#montauk

240626 Heimweh, ChatGPT weiß da was

Das Internet weiß keine Ratschläge, aber ChatGPT hat 10 Tipps gegen Heimweh, die alle sehr fraglich sind.

Frage: Was tun gegen Heimweh?

Antwort:

Heimweh kann eine herausfordernde Erfahrung sein, aber es gibt einige Strategien, die dir helfen können, damit umzugehen:

  1. Bleib in Kontakt mit Zuhause: Regelmäßige Anrufe, Videochats oder Nachrichten mit Familie und Freunden können helfen, das Gefühl der Nähe aufrechtzuerhalten.
  2. Richte dir ein gemütliches Umfeld ein: Dekoriere deinen neuen Wohnort mit vertrauten Dingen, die dich an zuhause erinnern.
  3. Routine aufbauen: Eine feste Tagesstruktur kann Sicherheit und Stabilität bieten.
  4. Neue Kontakte knüpfen: Finde Wege, um neue Freundschaften zu schließen und ein soziales Netzwerk aufzubauen.
  5. Aktiv bleiben: Sport, Hobbys und andere Aktivitäten können ablenken und helfen, positive Gefühle zu fördern.
  6. Offen über Gefühle sprechen: Es kann hilfreich sein, mit jemandem über deine Gefühle zu sprechen, sei es ein Freund, Familienmitglied oder ein Berater.
  7. Selbstfürsorge praktizieren: Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga.
  8. Kleine Schritte: Setze dir kleine, erreichbare Ziele und feiere deine Erfolge, um dich selbst zu motivieren.
  9. Erkunde die Umgebung: Nimm dir Zeit, deine neue Umgebung zu erkunden und die positiven Aspekte deines neuen Ortes zu entdecken.
  10. Erinnere dich an den Grund deines Aufenthalts: Reflektiere, warum du weggezogen bist und welche Ziele du erreichen möchtest. Das kann dir helfen, eine positive Perspektive zu bewahren.

Es ist wichtig, geduldig mit dir selbst zu sein und zu erkennen, dass es Zeit braucht, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen.

240620

Ohne Sonnencreme sitze in der Sonne vorm DT und trinke aus einer Sonnenblumentasse den Kaffee, den ich dort gekauft habe.

Ausnahmsweise habe eine Idee für einen Roman. Eine junge Frau, die nach der Beziehung mit einem Gleichaltrigen feststellt, dass die Gleichaltrigen nun alle verheiratet sind oder mit jüngeren Frauen zusammenkommen, die (noch) keine Kinder wollen.

((Blick ins Unbewusste))

240530

Während ich auf openrefine die Blogbeiträge bearbeite,

»The <br> HTML element produces a line break in text (carriage-return). It is useful for writing a poem or an address, where the division of lines is significant.«

Hier könnte sich der Kreis schließen.

Die Eindeutigkeit der Bilder zwingt uns, uns bloßzustellen.

Ich sitze stumm in der Jurabib und sehe den Juristen zu, wie sie ihre dicken Schmöker Text wälzen. Über den Regen und den Hunger trinke ich keinen Café im Hotel Roma. Schade eigentlich. Ich erinnnere mich an die unbändige Freude über die erste abgelegte mündliche Prüfung.

Lektüre: Die blaue Frau

240530 Mobilität

Mobilität wird bereits mit dem Erasmusprogramm gefördert. Ich vermute, es hat irgenwas mit der Wirtschaft zu tun, die nicht nur, aber auch durch Mobilität angetrieben wird.

240530 morgens

Morgens sitzen wir beim Späti an der Ecke. Es ist kein Platz mehr frei. Ein Mann rutscht zu einem anderen mann mit Hund und macht uns nen Platz für zwei frei. C macht ein Foto von mir. Ich trage Omas blaue Regenjacke, bin regennass im Gesicht und sehe glücklich aus.

240517

Ich träume von Kotzenden in verschiedenen Umgebungen. Als ich sie auf Gefahr der Ansteckung hinweise, bleiben sie jeweils recht entspannt und sehen keine Gefahr.

Im wachen Leben bin ich erkältet.

Beim Begutachten der URLs für den Verlag, denke ich an die kurzen Entscheidungswege, von denen der Unternehmer gestern sprachen, während wir Fleisch unten, beim argentinischen Steak-und-Pizza-Laden aßen.