241108

Nachdem wir das Auto zum TÜV gebracht haben, laufen C und ich zur Osloer. Ich bringe C zur Bahn, laufe die Treppen hoch und kaufe mir eine Kaki. Während ich ziellos durch die Gegend streune, denke ich mir, dass es schön ist, einen Tag nicht viel machen zu müssen.

Bei der Bäckerei in der Turmstraße kaufe ich einen Kaffee für 1,20 €. Beim Rausgehen schwappt der Kaffee auf die Untertasse. Ich versuche, mich zu erinnern, wer es war, der eine so große Abneigung gegenüber auf Untertassen übergeschwappte Getränken hatte.

Eine alte Frau stellt ihr prall gefüllte Lidl-Tüte bei mir ab. Passt das? Ich nicke. Dann rauche ich weiter. Als sie mit kleinen Schritten zurücktrippelt, stehe ich auf und nehme ihr den Teller ab. Die alten Leute um mich herum freuen sich.

Ich frage die Frau nach Feuer. Ich habe geraucht wie eine Lokomotive, sagt die Frau. Aber der Arzt hat es ihr jetzt verboten. Erst als sie vom Krebs spricht, merke ich, dass sie keine Haare im Gesicht hat. Ein Feuer hat sie nicht dabei. Aber der alten Mann am Tisch neben uns hat eins. Während er nach dem Feuer kramt, fragt er: Pflegerin? Ne, sag ich. Wir kennen uns von hier. Ich muss mich weit nach unten beugen, um mir meine Zigarette von ihm anzünden zu lassen.

Die Frau erzählt von den Dingen, die sie kochen wird. Eine schöne Tomatensoße aus den kleinen Tomaten. Einen Euro haben die nur gekostet. Sie zieht eine Tüte mit Tomaten aus der Lidl-Tüte. Paprika und die Auberginen anbraten. Und manchmal, lacht sie, ess ich auch eine Tomate so. Sie erzählt von der Uhr aus der Küche, die kaputt gegangen ist. Dann packt eine Bastelschere aus und entfernt das Etikett an ihren Handschuhen. Ich sehe ihre knochigen, kräftigen Hände. Arbeiterinnenhände.

Die alte Frau sagt: Meine Liebe, jetzt lass ich dich alleine.

Ich bleib noch ein bisschen. Als mir der letzte alte Mann am Tisch nebenan zum vierten Mal die gleichen Sätze entgegenbringt (Ich bin kein Alkoholiker, meine Frau arbeitet bei Osram, einen großen Fehler habe ich gemacht in meinem Leben), gehe ich auch. In der Schillerbibliothek ist die Stimmung schüler:innendominiert. Um 14 Uhr mache ich mich, abgeschreckt von dem Schild, dass ab 14 Uhr die Tische den Grundschülern gehöre, auf, zurück zur Autowerkstatt, um dort meinen Fahrzeugschein abzugeben. Währenddessen telefoniere ich mit P. Wir sprechen über Künstliche Intelligenz und Wissensorganisation. Dann laufe ich zum Fritz-Neumann-Platz und mag es, dass ich mich fremd fühle. In der Bahn werde ich von oben bis unten begutachtet. Birkenstraße steige ich aus, erinnere mich an ein seltenes Mal, als ich schon mal hier ausgestiegen bin und laufe nach Hause.

Abends macht C Carbonara. Noch später spiele ich Badminton und habe nach drei Schlägen ein dickes Grinsen im Gesicht.