Schlagwort: Espresso

230730 • Paris • Tag 2

Vom Austernessen wird man reich. Wir laufen durch die Sprache, da bin ich mir sicher. Sie besteht aus Vokabular und Grammatik. Die Katze dagegen, die hat Laute, egal ob es eine französische oder eine deutsche Katze ist – was ein anthropozäner Blick auf die Welt. Mit dem Austernessen wartet C dann doch auf mich. Wir laufen durch die Rue des Entrepreneurs. Ich denke an die  CLK-Cabrios, von denen mir die 208-er und die 209-er Baureihe ganz gut gefallen, nach denen ich mich auf der Straße umdrehe und wegen derer sich meine Eltern wundern, woher die Vorliebe für Autos komme. ABER WIE IMMER GEHT ES NICHT UM DAS DING AN SICH, SONDERN DIE BEDEUTUNG DAHINTER.

Heute in der Kirch (oh ja), lerne ich nicht nur zwei neue Wörter1 und hören Musik. Um uns und an uns Lassis Haare. R postet Hundefotos auf instagram. Pflanzen, Tiere, Kinder – die natürliche Reihenfolge der Pflege für andere Lebewesen. Ab einen gewissen Alter empfindet man Freude daran. Ich erledige meine vinted-Verkäufe. Die Katze liegt längs, die hinterne Läufe ausgestrickt, die vorderen angezogen, den Bauch nach oben, auf dem Boden und will gestreichelt werden. Rücksichtsvoll tappt sie um unsere Sachen herum. Sie hat ein Gesicht wie Jesus.

  1. trésor heißt erstaunlicherweise Schatz. parabole ist das Gleichnis), sondern staune über die Masse an jungen Eltern, die Schwangere um uns herum. Und ich düse düse düse im Sauseschritt. Eine Wohnung in Paris. Je ne sais pas. Sätze für Bestellungen spule ich fehlerlos runter. Frage die Frau mit dem Bubbletee nach dem Weg und kaufe mir auch einen. Werde ich bald eine Nudelbox kaufen? Von der sprach ich im selben Moment. Von beidem denke ich oft, ich könnte es mal wieder kaufen, was ich dann nicht tue.

    Vor der Kirche konsumieren wir Kaffee und Croissant und beobachten eine fünfköpfige Familie. Die Kinder zicken sich an und schmollen. Die Eltern sind ganz ruhig. Ich denke an Dear Reader und Mütter, die befürchten verrückt zu werden. Wie anders das Leben mit einem Kind zu dem Leben mit mehreren Kindern ist.

    Auf dem Weg durch den Park am Tour Eiffel finden wir ein Gesamtkunstwerk. [[Link]] Ein Art Obelisk mit einer Tür aus Bronze, mehreren in der Wand eingelassenen Gemmen. Ich staune. Vor der Tür steht ein ufoartiges Objekt aus Bronze. Später trinken wir nochmal einen Espresso. „Tu veux un truc?“, fragt die Frau am Tisch nebenan ihren Partner. C bewundert die Seife am Seil. Die finde ich auch toll. Jetzt ein Espresso in einem filigranen Keramiktöpfchen mit erdig-metallischer Glasur. Löffle Zucker in meinen Kaffee, nur um dann den Löffel unauffällig in mein Federmäppchen gleiten zu lassen.

    Sitzen auf Französischem Furnier ((Furnier schreibt man mit r []

220710 Rundgang (2) Kaffee mit Milch, Gurken

besonders freuen wir uns über GU, der ein Glas Gurken in der Hand hält. ich schaffe es kaum, mich zu halten, als auf einmal zwei Männer vor mir stehen, die uns Tips gehen für zukünftige Projekte. »haben die nicht mit Worten umgehen gelernt?«, frage ich M aufgebracht. ganz anders der Mensch mit den schönen goldenen Fingernägeln, der aus dem Iran kommt und von den dortigen Salzgurken erzählt – ohne irgendwas zu implizieren.

ich hatte geradee wieder angefangen Milch zu trinken, da konnte ich nicht mehr ohne. an der Galaxybar gab es Eiskaffee. Eiswürfel aus Espresso, dazu Hafermilch, für mich einen Schuss Baileys, so machte es die Frau hinter der Theke auch schon den ganzen Tag. davon wird man nicht betrunken, sagte sie.

gesättigt von Menschen, der gestrige Abend hallt in mir nach, ich will nicht mal mehr mit M, R, K und S Essen zu gehen. fahre nach Hause. ich kann nicht mehr. (das war kein Wochenende)1

 

  1. am 220713 erzählt M, wie sie sich freute, im Büro zu sitzen. die Struktur da, die Ruhe, das geregelte Leben []

220708 Kreuzberg: Gurken kaufen, Anchovis

fahre nach Kreuzberg. stehe am Kotti, telefoniere mit M. sie organisiert sich das Kind weg und kommt am Abend vorbei. der Mann vom Copyshop grüßt beim Vorbeifahren.

es sollte  25 Jahre dauern, bis ich ein Mal in meinem Leben Anchovis kaufte. ich sehe den Verkäufer an: »kann man das Glas wieder zumachen?« er stützt sich auf die Theke, zieht seine Brille zurecht, begutachtet das Glas und gibt es mir zurück. kann man. kurz vor Kasse entscheide ich mich, noch einen Espresso und ein Dolce zu nehmen. bitte den jungen Mann an der Kasse um eine Empfehlung. macht er: das Canellone mit Pistazie. die beiden lachen.

211211 Revue 7.12.: Tropen

s. auch 211207

so tun, als ob man am Strand liegt. an einem Strand in einer Halle in Brandenburg. C lacht: die ganzen Assis, aber es sind keine Assis hier. nur die Kabinen, kleine Häuser auf Stelzen, in der Halle, in die man zum Rauchen gehen muss und die nach abgestandenem Rauch trotz Belüftung riechen, sind irgendwie eklig. die Kombination Rauch und Wasser ist auch irgendwie eklig.

»Und wie fühlst du dich?« (eine innere Stimme, die fragt) wie fühlst du dich – nach ein bisschenp planschen, nach einem doppelten Espresso und einer Portion Pommes. den doppelten Espresso hast du erst bestellt, nachdem du dich vergewissert hast, dass auch die Menge eines doppelter Espresso noch in die kleinen braunen Pappbecher passt. du wolltest keinen der Mehrzweckbecher aus dickem Plastik. komische Vorstellung. jetzt, mit dem ganzen Essen im Bauch nochmal ins Wasser zu gehen. zurück ins Wasser. für das Essen gibt es Tabletts und dann gibt es noch Nachfüllbecher für 16 Euro, die man unendlich oft mit Cola befüllen kann, wenn man nur brav den Abstand von 10 Minuten einhält.

zum Abschied drückt M seine Bewunderung aus: dass ich immer schwimmen gehe. wir können uns ja mal treffen. im Strudel, im Dunkel der Nacht und dem Dampf des warmen Wassers verwechselt mich M mit jemand anderem und sucht peinlich berührt das Weite.

so tun, als ob man am Strand liegt
und niemand kennt dich.

so gesehen werden, als ob man zusammen gehört. die Kassiererin drückt mir den Zettel für zwei in die Hand und ich raufe mir innerlich die Haare. kann man nicht mal hintereinander die Kasse passieren, ohne gleich als zugehörig gesehen zu werden? wir machen aus, einen Treffpunkt auszumachen und dann: vergessen wir es. wir schlagen ein Lager auf und dann sind wir nie da1

so tun, als ob man am Strand liegt und Caipirinhia trinkt. Caiprinihia mit Sand. nein: im Sand.2

aus den Lautsprechern oben schallt Werbung oder andere massentaugliche voice-overs. wer käme noch in Frage, wenn nicht ? [unkenntlich]

Arbeitsteilung | es wird von einer Expertinnen in der Form ausgegangen. aber sind Expertinnen des Materials. (Alles aus einer Hand)3

was macht die Frau? fragt ein Kind seinen Vater.

mit einem aufgeweichten Strohhalm sauge ich die letzen Reste meines Getränks aus meinem Glas.

  1. ich denke an die verlassenen Wohnungen der arbeitenden Bevölkerung. ich denke an meine verlassene Unterkunft, seitdem ich ein Atelier habe. aber wir nennen es Wohnung, nicht: ›shelter, dessen Definition beinhaltet, dass man sie am Tag verlässt, die ›Unterkunft‹. []
  2. ich erinnere mich and den liebevoll ›Caipi‹ genannten Cocktail. ich vergesse seinen Namen sofort wieder, aber der Geschmack erinnert mich an die Creme, die ich wenige Jahre (nun ja, etwa 8 Jahre) zuvor fleißig gekocht habe. kurz vor vegan (das klingt jetzt wie eine Zeit: erinnerst du dich noch, als ich vegan war.)

    1) am Geld werden Dinge messbar
    2) lange nicht mehr
    3) Zweismakeit
    4) s. 1)
    5) ›jetzt geht es bergab‹, sagt C: ›nach der Hochzeit‹ und ich ärgere mich Grün und Blau, dass der Mann nicht mal die Sache mit der Liebe ein bisschen optimistischer sehen kann.

    vor lauter anderswo fange ich an mich zu erinnern: an Abende als Kind mit den Eltern im warmen Wasser in einem Schwimmabd in Wasserburg. ›Badria‹ – das klingt ein wenig italienisch, wenn man will.

    wo befinden wir uns?: genau hier. an einem Ort, den du dir schlimmer vorgestellt hast, als er ist. eine kleine Kulisse von fernen Ländern.
    wo bist du? im Urlaub, in fernen Ländern, im Dschungel. hier: bist du in den Ferien. hier schlürfst du deine Cola aus einem Becher aus Plastik. hier gehst du den Dschungelweg und bewunderst Tiere in einem Terrrain, die sich verstecken. während ich schreibe, ist Ka auf ein anderes Kind zugegangen. sie sitzen beide auf einem leuchtenden Pferd und starren ganz gebannt auf den Bildschirm vor ihnen.

    große Lust zu kauen. irgendwas.
    Hunger,
    könnte man sagen.

    die beiden Kinder

    was ist das schöne hier?

    1. nicht erreichbar zu sein.
    2. die Rutschen ((das hätten wir nie gedacht []
    3. diesen Gedanken hatte ich und ich hätte ihn mir selbst wohl noch ein wenig genauer notieren müssen. so bin ich mir nicht gnaz sicher, was ich meinte []