Schlagwort: Frankreich

221014 Am Flughafen

Ob ich rot mag, fragt der Mann. Er möge rot. Er spricht auf englisch mit einem französischen Akzent und meinte, es sei doch Kunst, was ich da sehe und er habe shcon an allen Flughäfen der Welt davon gesehen. Ich bleibe stehen. Wo ich herkomme. Aus Deutschland!, sage ich und denke, es ist kompliziert. Gerade komme ich aus Frankreich und dahin komme ich auch zurück. Ach! Da war er letzten Montag, in München. Dann sagt er noch was von Slovakia. Ich komme gar nicht dazu zu antworten, nur eins frage ich, ob man auf dem Schild zwei mal das gleiche sehe. Es bleibt mir unbegreiflich. Hoffe die Feuerwehr kann das lesen, in Falle. Er erklärt, was man sieht, aber dass es zwei mal das gleiche ist, fällt ihm nicht auf. Dann sagt er noch was, davon, dass er rot möge, also die Farbe, aber nicht für sich. Er spricht Englisch mit einem französischen Akzent.

»Attendez-moi«, ruft der kleine Junge seinen Eltern hinterher.
»Attendez-moi«, rufe ich dem Mann hinterher, aber er spricht einfach weiter und ist weg.

Später erzähle ich C davon. davon, dass ich am Flughafen schon oft von beschäftigten Männern aufgehalten wurde, dir mir schnell was erzählt haben. Diagnose: Nähesuchende Businessmänner am Flughafen. Als ich umsteige, sitzen überall mittelalte Männer, die auf einem Knie ihren Laptop balancieren und auf dem anderen ihr Handy. Im Ohr haben sie schnurlose Kopfhörer. Sie telefonieren laut. »Die Woche um deinen Geburtstag hab ich verteidigt«, sagt die Frau neben mir, die schön geschminkt sich aus ihrem Mantel geschält hat. Vor ihr ein Rimowakoffer. In ihrer hand ein Salat in einem Pappkarton. In den Telefonaten geht es um Geld, um Termine und alles ist sehr dringlich.

221005 Miiii(l)ch

Ich sitze in einem yogafreundlichen Café in der Nähe der Uni. Fragen auf Französisch: »lait de vache ou lait végétale?«

Auf dem Tisch vor mir liegt das BUCH: La petite voix. Méditations quotidiens. Ich zitiere: »Tu ne peux seulement vivre de pain.« (Das schlechte Image des Brotes kann ich nicht verstehen)

A book about a guy, mit dem ich zu viel Zeit meines Lebens verbracht habe. Sich abarbeiten ohne bloßzustellen. Einige Tage um diesen Tag herum sagt C, es sei schon ok und gar kein Problem über ihn zu schreiben, aber bitte kein Buch über … (jetzt hab ich vergessen was). Ich erinnere mich an B, der der festen Überzeugung war, er sei nur ein Projekt für mich. 

»It‘s just bread, no eggs. We can add something.« Ich breche den Rücken des Buches. Das kann bei meinem Buch nicht passieren. Koptische Bindung oder unendliche Bindung. 

221004 Nach dem Laufen

solange bis das Licht orange wird. solange, bis die Person im Auto, ihre Pistole aufhört zwischen den Fingern zu drehen und eine Kugel nachlegt. solange bis der Fensterladen sich öffnet und mir eine Frau mit weißer Haube ihren Kopf herausstreckt und mich lächelnd begrüßt. MUTTERFIKTIONEN. meine anfängliches Sträuben gegen die Fiktion. das Bild der Mutter reicht bis ins Erwachsenenalter. als der Doktor C fragt, ob er eine Nacht im Hospital schlafen will, sagt er: »Nein, die Mutter meiner Freundin ist Krankenschwester.« der Arzt fragt nicht nach. ich schlage auf eine Mücke. dies ist ein Loch. wir stopfen es mit Fiktion. das langweilige Leben von Ferdinand von Schirach ist genauso langweilig wie meins. ich denke an zwei langweilige Jahre, die darauf aufgebaut haben, in denen ich einfach weiter gemacht habe – ohne die Anderen. ich denke an den plötzlichen Sprung ins Wasser. Zehn Männer rudern vorbei. niemand trommelt. sie rudern im Takt. meine Haut glänzt. das kleine vierzeilige Feld, in das ich tippe eignet sich, um nicht zu sehr auf das Geschriebene zu achten. solange alle Sätze gleich anfangen, es immer ein Wort gibt, auf das man zurückkommen kann, gehts immer weiter. ein kleines Wort reicht. ›Hallo‹, sagt die blonde Frau und dann sagt die mit den schwarzen Haaren schon wieder ›en fait‹. ›en fait‹. das ist das Wort, auf das sie zurückkommt und dann sagt sie was über Politik und irgendwelche Dinge, die man nicht sehen kann, wenn man die Installation ansieht. en fait sollten sich alle mal mehr um einander kümmern, als um die politische Bedeutungsaufladung einer Installation. (nicht, dass eine Installation nichts Politisches wäre.) ich puste eine Mücke von meiner Schulter. auf meinem Schoß liegt ein Stapel Werbung und ein imaginäres Buch. Bücher aus meiner Gebärmutter in die Hände eines Anderen. / Bücher aus der Gebärmutter einer Anderen. ich zerquetsche eine Mücke. ein Blutfleck auf meinem Bein. wessen Blut ist das? mein Blut oder das Blut der Mücke? mit der Geburt eines Buches sind die Dinge wirklich vorbei, oder? A sieht mich an und fragt »qu’est-ce que tu as travaillé?« gute Frage! sieht man ja nicht auf dem Bildschirm. und X. X hat eine Kaffeeecke eingeräumt. davon hatte sie schon immer geträumt. ich auch. solange bis wieder eine Mücke den Traum zersticht. 

220823 Radio

get to France !

ok!

(anders als man hätte vermuten können, ist heute mir etwas auf den Zeh gefallen.)

missing what?
das Schreiben. mein linker Ringfinger

220714 morgens auf dem Balkon

sitze auf dem Balkon, friere ein bisschen, genieße das Wetter, hole mir, fühle mich wie in Marseille, als der Mann unten seinem Kind auf Französisch irgendwas mit einem Geldbeutel und Geld und geradeaus gehts erklärt. ein Fahrrad surrt, als es vorbeifährt. langsam. ein Auto fährt um die Kurve. mein Tisch wackelt ein bisschen, die Grünlilie hat sich immer noch  nicht erholt. die meisten der Pflanzen sehen eher so naja aus.

naja. trinke vietnamesischen Kaffee mit  süßer Milch.

unten fährt der Mann vorbei, der mir neulich beim Tragen geholfen hat. ich wohne in einem Dorf. meine Finger kriechen über die Tastatur.

220709 Rungang (Tag 1.2): Pho

wie alles anfing. V erzählt: »vietnamese people skip breakfast a lot.«
auf dem Tisch liegt eine Limette. (»I need the lemon«)
»about a story i read how this food was given its name: it was in the french colonial time…«

es gibt Pho. sie sollte den Vientamesen in Marseille ein Zuhause sein. sie begannen zu frühstücken.

»i have known this food for my while life«, sagt V. »i never questioned the name – like a friend you always knew.«

aber wie kann ich sagen, ich mag meinen Freund, wenn ich nicht weiß, woher sein Name kommt?, sagt er
dann:
1. work with letters
2. i need to start to cook.

was wirklich geschah: it was 2 am in the morning. i woke up, i scrolled to facebook and red the story.

»how is it?«
»amazing.«

V machte Versuche. L war die Ratte. jetzt wollen alle die Ratte sein, die die Suppe probieren.
V hält uns die Gewürze unter die Nase.

die Farbe der Pho im Vergleich zur Farbe des Slushs.
der Geruch der Pho im Verlgeich zu dem des Slushs.

K sitzt vor der Halle, hat blaue Lippen und einen Berg blauem Eis vor sich.
muss da auch noch Limette rauf?