Schlagwort: Frauen

221019 Männer und Frauen

wie war das Wort, das beschreibt, warum Frauen auf große Männer mit Geld stehen. Es hatte was mit einem manifestiertem Machtgefälle und dem Prinzip „seine Macht ist meine Macht“ zu tun.

Der Fotograf kommt.
Schon von weitem sieht man ihn.

Wie war das Wort, das beschreibt.
Ich denke an das Gedicht von [[Silke Scheuermann]]. Schlafe nie mit einem Fotografen rät die Mutter der Tochter. Sie haben zu viel gesehen. Nicht das, aber eine Kamera. Im Fotostudio arbeiten zwei Frauen. Ich denke an L mit ihrer Kamera, die ihr ein Mann aus der Hand reißt, um ihr zu zeigen, wo sie drücken muss.

220801 Traum, Minigolf

TRAUM

ich träume von fliegenden Autos. sie stehen auf einem Rollfeld verteilt und fliegen, hüpfend vor (wie Mücken). stoße zu: Musikern (Rapper).
»was ich so mache? – ich komme von der Kunsthochschule.«
sie nicken, die kennen sie.

meine Nachbarin ist auch da. sie und ihr Freund sitzen sich gegenüber. die beiden sitzen in einem holzverkleideten Innenraum, der über das Rollfeld zu erreichen ist: Kneipenfeeling. sie war gerade bei ihrem Therapeuten, zeigt mir ein Foto von ihrem Exfreund.
»jetzt fängt sie gleich zu weinen an«, sagt ihr Freund und so war es. der Weinanfall dauert nicht lange. 

MORGENS

Zugeständnisse an die eigene Freiheit. ich liege in Cs Bett und denke über Ängstlichkeit nach. ich denke an das Herbert-Grönemeyer-Lied gestern Abend auf der Autobahn, an liebevolle Männer und ängstliche Frauen.

als L einen Tag später von den Machtverteilunge innerhalb der Rollen erzählt, wie sie sie wahrgenommen hat: wird mir klar: es ist komplex.1

der paranoide Leser2 wird das auf sich beziehen.

trägt die Autorin eigentlich die Verantwortung, dass der Leser nicht alles auf sich bezieht?

tingle zu L. gemeinsames Frühstück. Aprikosencroissant. der Verkäufer rügt uns, weil wir uns doch entschieden haben uns zu setzen – also eine Papiertüte in den Sand gesetzt haben. 
wir findens beide ein bisschen albern. 
nehme die Tüte mit, werde sie wiederverwenden. 

dann tingle ich durch die Stadt. später tingeln wir noch zu zweit, dann mache ich mich auf den Weg.

BEIM MINIGOLFEN

N erzählt: der Freund ihrer Schwester hat der Schwester beim Zieleinlauf einen Heiratsantrag gemacht. sie waren sogar in der Tagesschau. N bekommt bald ein Kind. M ist schwanger. auf einmal sehe ich bloß noch Kinder und Bäuche.

beim Zurückfahren erinnere ich mich, an eine Zugfahrt mit C an dem Tag, an dem er meinte R gesehen zu haben. 

in der Bahn heute stehen zwei Arbeitskolleginnen: eine Ältere und eine Jüngere. die Ältere fragt die Junge aus.  ich denke an die Verletzlichkeit des modernen Individuum.3 und frage mich, ob sich die Fragen für die Junge genauso scheiße anfühlen, wie sie sich für mich anhören. aber die Junge macht sich gut, antwortet: sie wohne nicht mehr bei den Eltern, hat irgendwo im Osten des Rings4 eine Zweizimmerwohnung. einziges Manko: die Wohnung hat keinen Balkon. also Kinder, könne sie in der leider in der Wohnung dann nicht bekommen.

das Thema sei bei ihr gegessen, sagt die kleine Dicke, sie habe es probiert und es hat nicht geklappt.

»Birgit, was ist eigentlich mit deinem Fahrrad passiert?«
»der Schlüssel liegt immer noch im Keller der Weddinger Wohnung – durchs Gitter vor der Tür gerasselt.«

 

  1. gerade erkläre ich mir eine Zunahme an Eigenschafen in Paarbeziehung folgendermaßen: es gibt eine gemeinsame Ängstlichkeit, ein gemeinsamer Mut, … wenn diese Stücke irreversibel verteilt sind und auf einmal einer sich in einem Gefühl gefangen fühlt, dann  beginnt es, Sache schwierig werden. [dieser Gedanke muss nochmal überdacht werden] []
  2. Sedgwick; bei Maggie Nelson: Freiheitsbuch []
  3. mehrere Verweise finden sich bei Maggie Nelson: Über Freiheit []
  4. ›searching a flat in the ring‹ – so stehts immer in den Wohnungsanzeigen, die auf instagram gepostet werden []

220410 Tauben, Erdbeeren

 

ich streiche ein hellblaues Rechteck an meine Wand. L schickt ein Bild von Wolken-
auf As Balkon finden Taubenkämpfe statt. die Männer streiten sich, die Frau sitzt unbeteiligt an der Ballustrade und kuckt nicht mal. ich trinke aus einer Erdbeertasse. Erdbeeren – schon wieder. sie bildet eine Klammer zu gestern. (ich machte ein Foto vom Titanicmagazin.) status: langsam, aber sicher

werden die Erdbeeren reif und schmecken dabei lange nicht mehr so schlecht, wie man immer dachte.

220407 Nachtrag 220310: Anfang, Joker, Geschlechterungleichgewicht. eine Geschichte, die sich ungefähr so zugetragen hat (TEIL 1)

aus Berlin calling wurde ein lautes Rufen. was ich damals noch nicht wusste, war, dass wir hier eine Setzung machten. etwas, das schon viel früher begonnen hatte, wurde langsam konkret und wir sprachen später von einem Anfang. ein Anfang, der in einer Bar, die Joker heißt, spielte. hier waren wir. beobachteten die Leute um uns herum. sahen die Reste der heutigen Veranstaltung. wir waren auch ein Rest. ein Rest, der auf dem Heimweg von einer weitere Bar, direkt an der Birkenstraße, die heute schon Feierabend gemacht hatte, nicht gleich nach Hause gehen wollte und auf eben diese Kneipe gestoßen war.

kaum zur Tür hinein, kamen zwei Männchen auf uns zu. sie trugen weite Mäntel und moderne Brillen. der eine erzählte von seinem Sieg. er hatte beim Bingo gewonnen. dann  begann er uns auszufragen, woher wir kamen und was wir hier wollten, wie lange wir schon in Berlin wohnten. die beide wohnten da drüben. »im Sprengelkiez?« ein Duo waren sie, das sah man. der eine stand hinter dem anderen – etwas versetzt. ich saß neben meiner Begleitung. sie sprach, bot den anderen die Stirn. ich, schweigend, erkannte DIE SPRACHLOSIKGEIT DER FRAUEN IST EINE ANDERE ALS DIE DER MÄNNER. ich erkannte auch seine Fahrigkeit mit der Wahrheit und die Notwendigkeit dieser Lockerheit. man maß sich. in diesem Fall maß man sich mit Ortskennentis. man erzählte sich gegenseitig von der allen bekannten Zwischenmietsodyssee, die wohl jeder, der hier wohnt, schon mal durchlaufen hat und auf der meine Begleitung und ich uns aus unterschiedlichen Gründen auch gerade befanden. die Männer webten ein Netz aus Referenzen und  ich war schon ein bisschen betrunken und stieg ein und bot unserem Gegenüber meine Ortskenntnis, an der er sich messen konnte. »das hat man dir aberzogen.« so in etwa sollte C dann, einen Monat später, im Auto zu mir sagen.

die zwei Männner gingen – nicht bevor sie uns Tips gegeben hatten, was man an meinem neuen Wohnort alles tun konnte. man konnte zum Beispiel im Sonnenstudio Cocktails trinken. »das ist ja toll! und deine Exfreundin hat da um die Ecke gewohnt?« SO WARD EINE FRAU, MIT DER MAN ZUSAMMEN WAR ETWAS, MIT DEM MAN SICH NOCH LANG DANACH SCHMÜCKEN KONNTE. ich überlegte, ob ich mich mit dem Grafikdesigner immer noch schmücken konnte, obwohl es schon vier oder fünf Jahre her war. sie gingen. wir bestellten, unterhielten uns. ein anderer Mann kam, verabschiedete sich von allen und und lud uns zu seinem Geburtstag ein. in zwei Monaten, gleicher Wochentag wie heute – zum Bingo. er sei der Spielmeister, immer. ich fragte mich, obs auch was zu essen gibt an seinem Geburtstag und ob Bingo eigentlich immer donnerstags stattfindet. aber diese Fragen stellte ich nicht laut.

noch bevor wir das erste Bier ausgetrunken hatten,  beugte sich Jacky über die Theke. raspelkurze Haare, ein Glitzershirt. für mich sah sie aus wie eine Frau aus dem Osten Berlins. »der junge Mann da drüben gibt euch was aus.« C war ganz sprachlos. als Mann kannte er es nicht, eingeladen zu werden. ich war eine Frau und ich kannte es. ich sah es als Ausgleich dafür, dass man andauernd die Mundwinkel nach oben zog und um das Wohl der anderen mehr bedacht war, als um das eigene. das hört sich schlimmer an, als es war. ich war zufrieden, die meiste Zeit, aber ein Freigetränk konnte dem beschriebenen Geschlechter-Ungleichgewicht1 nicht schaden.

der junge Mann da drüben war Mitte 40,  lehnte an einem Stehtisch in der Ecke direkt am Eingang. erst dachte ich, es sei ein  Zugezogener, der die modischen Codes von heute spazieren führt. er trug eine Warnweste und eine Pilotenbrille. später sollte sich herausstellen, dass die Weste nur ein weiterer Rest von etwas war. genau wie der Spreizel in seinem Finger und  die Geschichten, die er nicht ohne Hass über ›einen Fetten‹ und ›einen vom Bund‹ erzählte. »bloß weil der beim Bund war«, sagte er. er tat mir leid. er gab uns noch mehr aus. es warf mich zurück.

Abendessen mit Familie M. zu Ende warden die Männer wachsam, es ging darum als erster zu zahlen. GANZ HABE ICH DIESEN ZUSAMMENHANG NIE VERSTANDEN. IRGENDWAS MACHT DIESES FÜR ANDERE ZAHLEN MIT DEM SELBSTVERSTÄNDNIS EINES MANNES2

wir tranken und unterhielten uns und bis auf ein kurzes Grüßen und Dank an den Neonfarben tragenden Mann, gab es keinerlei Interaktion mit unserem Gönner. er sprach mit der Bardame und wir sprachen mit uns. C ging aufs Klo. da kam der Gönner das erste Mal. er begann zu erzählen, von seiner dem Spreizel und der Robinie. er zeigte mir seine Hände: da ist der Spreizel. Drecksbaum, die Rupinie.

als ich seine Hände sah, wusste ich, dass die Warnweste ein Rest des Tages und kein Accesoire war. seine Hände sahen ganz anders aus als meine. er hatte fleischige Finger und dicke Haut und ein bisschen Erde gabe es auch noch in den Rillen der Haut. diese Hände sahen aus, als ob ihnen nichts weh tun konnte – außer einer Robinie.3

C kam wieder. es fielen noch ein paar Worte, dann ging der Mann mit dem Spreizel in der Hand zurück an seinen Platz. wir unterhielten uns weiter und wetteten irgendwas. ich gewann. wir sprachen von Männern und von Frauen und über das sich messen und die Sache mit dem Zahlen. »es ist wie in Amerika«, sagte C über irgendwas. was wie in Amerika war, weiß ich nicht mehr.

nun kam es, dass er wieder aufs Klo verschwand. ich zog vorsichtshalber mein Notizbuch raus und begann zu schreiben, um nicht als Zuhörerin in Frage zu kommen. doch der Mann mit der Warnweste leiß nicht lange auf sich warten. er ignorierte mein fleißiges Notieren …

 

[TEIL 2 FOLGT]

  1. Wort von Anna Herms: Due Magneti geklaut []
  2. und als Frau ist man bemüht, auch mal zu zahlen. aber die Männer bestärkt das Zahlen in ihrem Selbst, für die Frauen ist es nur eine Notwendigkeit, die man auch mal übernimmt, damit man sich selbst nicht gekauft und die Männer sich nicht ungerecht behandelt fühlen. später erkenne ich, dass C von diesem Zeitpunkt an ganz spendabel wurde, hatten wir doch vorher ein ausgeglichenes Verhältnis an wer-zahlt-heute. oder war es meine Aufmerksamkeit, die auf einmal einen Knick bekommen hatte und nur noch das eine sehen wollte? []
  3. ich dachte an einen Mann, in den ich mit 16 mal ein bisschen verliebt war. er trug Cordsaccos und Anzughosen, das fand ich gut. wenn er betrunken war, wurde er laut und unkontrolliert. er kam aus O. und F kannte ihn auch. er wusste, dass sein Papa zu viel trank und er einen kleinen Bruder hatte. irgendwann fasste mich dieser Mann mal ganz fest an den Schultern, daran erinnere ich mich noch. er hielt mir beim Kotzen die Haare aus der Stirn. das letzte Mal gesehen habe ich ihn vor ungefähr 5 Jahren. ich war mit B zusammen. er lehnte am Fenster und war laut und unkontrolliert. später erzählte mir F, er sei in Wasserburg in der Klinik. []