Von der eigenen Unzulänglichkeit, glücklich zu sein getrieben in andauernde Bewegung.
Schlagwort: Glück
220721 Kleid mit Anklang, mein erstes Buch
9 Uhr: wir drucken das Buch.1
MH redet mir ins Gewissen, dass ich jetzt endlich an die Gestaltung denken muss. (ok)
ich trage ein Kleid, das großen Anklang findet. die Verkäufer am Kollwitzmarkt versuchen mich als Kundin zu gewinnen. ich bin: vraiment jolie. ich sage »danke«. immer braucht man die Diskussion, dass man nicht unbedingt schön gefunden werden möchte, auch nicht anfangen und außerdem ist es nett zu hören.
fahre weiter auf Arbeit.
H ist noch nicht da. er hat die U-Bahn in die falsche Richtung genommen. ich sitze da, zeichne, unterhalte mich mit O, frage ihn, wie alles läuft. ob es mich für mein eigenes Leben interessiere, fragt er.
»nee, einfach so.«
einer der jungen Männer blickt neugierig auf mein Skizzenbuch.
»ah! you are the graphigdesigner«, sage ich, als mir wieder einfällt, dass er mal erzählt hatte.
ja, das war er mal. zwei Wochen später, sehe ich ihn am Kotti, als ich auf A warte.
er begutachtet meine Zeichnungen und wünscht mir viel Glück.
seine Pupillen sind groß und sein Gesicht gerötet und später hilft mir die Kisten ins Regal zu stellen.
als H kommt, machen wir uns auf ins KW. er gibt eine Führung. ich merke, dass ich schon sehr lange nicht mehr im Museum war und dass ich das Publikum im KW immer noch skeptische beäuge – mit ihren MacBooks und den gemachten Nägeln. und dass ich wahrscheinlich manchmal genauso aussehe.2
während ich andere Fahrradfahrer überholen, träume ich. eine Frau tanzt auf der Kante des Gehsteigs. Sie für einen Hund spazieren und tippt ihr Handy.
der Einkauf und dass es bei Penny nicht die Salami gibt, die ich mir vorgestellt habe, wirft mich völlig aus der Bahn. ich irre umher. eine Plastiktüte mit meinem restlichen Material auf dem Gepäckträger, das ich aus der Arbeit mitgenommen habe. die Tüte hat nach halbem Weg ein Loch und der erste Versuch, bei denns am Gemüsestand eine Plastiktüte zu holen scheitert.
dort gibt es keine Plastiktüten mehr! ich bin entsetzt und ärgere mich über die unpraktische Gutmenschlichkeit. wie soll ich denn jetzt meine Sachen tragen??
dann gehe ich die Tüte mit ihrem Loch nach oben unter meinen Arm geklemmt zu den Discountern. bei Penny in der neuen Bahnhofsstraße kauft ein großer Mann mit einem Clown auf der Wade Süßigkeiten. ich gehe weiter, finde die gesalzenen Nüsse. finde eine Tastatur. gleich kommt C vorbei.
vorher rufe ich noch H an.
»warum rufst du an?«, fragt sie.
»einfach so«, sag ich, sag nicht, was ich gerade noch sagen wollte, dass ich so aufgeregt bin.
erinnere mich an die leeren Tage der letzten Woche:
durch die Stadt laufen. sitzen, sehen.
heute morgen saß ich auch noch an der Spree. laß das Sticky-fingers-Buch.
220508 Oberammergau (3)→ Berlin | anspruchslos & unterwegs
oder: lauwarmer Kaffe aus Pappbechern.
Kaffee, wie man ihn trinkt, wenn die eigenen Ansprüche niedriger sind, als gewohnt. sie ist anspruchslos & unterwegs. ihre Grenze von luxuriös und akzeptabel haben sich verschoben. sie hatte Glück.
Pech wäre gewesen, wenn die Diskrepanz zwischen gewohnt und machbar steigt und in nichts anderem als Unmut zu bewältigen ist. aber sie ist unterwegs und der lauwaren Kaffee schmeckt ihr.
211208 nach einem Aufenthalt in den Tropen
nach dem Ausflug in die Tropen ist mein Zeitgefühl durcheinander und mein Kreislauf ebenfalls.
M und ich finden von uns selbst überrascht Gefallen am Rutschen. K reitet mit einem anderen Kind auf einem leuchtenden Pferd. M isst Falafel mit Tsatsiki. sonst essen alle Pommes. es gibt Majo, Ketchup und Senf aus einer Vorrichtung, die mit Fußpedalen bedienbar ist. die Majo schmeckt essriger als ich erwarte. kommt bestimmt aus dem Spreewald. M und ich lecken unsere Finger und sehen dem life guard hinterher, als er mich ansieht und über die ideale Wassertemperatur für Kinder spricht. ich verstecke mich.
Ketchup besteht aus Essig und Zucker. das ist der Trick daran, meint D. er weiß das aus dem Internet. ich glaub ihm, weil er auch weiß, wie man sein Geld anlegen muss. so erinnere ich mich, dass C vor einigen Tagen einen Burger und Pommes mit Majo isst. die Verkäuferin vergisst zwei Mal die Majo und legt ihm dann gleich drei Packungen hin. ich mache eine Notiz, in mein Buch, in der es um das Arrangieren von Gegenständen und den Unterschied zwischen Bauklötzen und Lego geht. C meinte, die Barfrau sei unzurechnungsfähig und überhaupt nicht ernst zu nehmen. ich glaube sie hatte einfach ein bisschen Angst vor so einem großen Mann und war deswegen ein bisschen komisch.
ein Becher voll Glücksgefühl, den man immer wieder auffüllen kann.
laute Tarzanschreie durch die ehemalige Zeppelinhalle. gegen Abend wirds dunkel. es ist kalt in den Tropen. ich erinnere mich an Vietnam.
[später mehr]
30.11. / 1.12. Tag 1 Liebermann-At.
ich denke an nichts – weil uns nichts wichtig ist. ich denke an letzten Sommer und die Tageslichtlampe, die ich mir jeden Jahr überlege zu kaufen. am letzten möglichen Tag schicke ich die Bewerbung für Toulouse ab und nur, weil E klang als ob sie doch gerne gegangen wäre und sich lieber nicht von äußeren Zwängen zum Bleiben hätte verleiten lassen. die Bewerbung ist unfassbar chaotisch und ich hoffe, dass sie nicht zu viele Menschen in die Finger bekommen. am So treffe ich L und F. Fs Kollege hatte doch kein Corona, ein Glück.
die Ansage der Ringbahn klingt wie eine Geisterbahnansage. Kichern auf den vorderen Sitzen.
Entwurf speichern.
der Ladekreis dreht sich.
ich finde einen Falter und denke an A.
später liegt im Innenhof ein abgestürztes Voglehäuschen. wo das wohl festgemacht war?