Schlagwort: Paris

230801 Telegram

In einem Télegramme de Barnes à Matisse, 22 féfrier 1932 sind die Sätze mit ‚STOP‘ voneinander getrennt. (alle Zeichen durch ein einheitliches Kodierungssystem, den Buchstaben, voneinander getrennt. Man müsste linguistisch betrachtet herausfinden, ob die Satzeichen irgendwie außen vor sind.

230730 • Paris • Tag 2

Vom Austernessen wird man reich. Wir laufen durch die Sprache, da bin ich mir sicher. Sie besteht aus Vokabular und Grammatik. Die Katze dagegen, die hat Laute, egal ob es eine französische oder eine deutsche Katze ist – was ein anthropozäner Blick auf die Welt. Mit dem Austernessen wartet C dann doch auf mich. Wir laufen durch die Rue des Entrepreneurs. Ich denke an die  CLK-Cabrios, von denen mir die 208-er und die 209-er Baureihe ganz gut gefallen, nach denen ich mich auf der Straße umdrehe und wegen derer sich meine Eltern wundern, woher die Vorliebe für Autos komme. ABER WIE IMMER GEHT ES NICHT UM DAS DING AN SICH, SONDERN DIE BEDEUTUNG DAHINTER.

Heute in der Kirch (oh ja), lerne ich nicht nur zwei neue Wörter1 und hören Musik. Um uns und an uns Lassis Haare. R postet Hundefotos auf instagram. Pflanzen, Tiere, Kinder – die natürliche Reihenfolge der Pflege für andere Lebewesen. Ab einen gewissen Alter empfindet man Freude daran. Ich erledige meine vinted-Verkäufe. Die Katze liegt längs, die hinterne Läufe ausgestrickt, die vorderen angezogen, den Bauch nach oben, auf dem Boden und will gestreichelt werden. Rücksichtsvoll tappt sie um unsere Sachen herum. Sie hat ein Gesicht wie Jesus.

  1. trésor heißt erstaunlicherweise Schatz. parabole ist das Gleichnis), sondern staune über die Masse an jungen Eltern, die Schwangere um uns herum. Und ich düse düse düse im Sauseschritt. Eine Wohnung in Paris. Je ne sais pas. Sätze für Bestellungen spule ich fehlerlos runter. Frage die Frau mit dem Bubbletee nach dem Weg und kaufe mir auch einen. Werde ich bald eine Nudelbox kaufen? Von der sprach ich im selben Moment. Von beidem denke ich oft, ich könnte es mal wieder kaufen, was ich dann nicht tue.

    Vor der Kirche konsumieren wir Kaffee und Croissant und beobachten eine fünfköpfige Familie. Die Kinder zicken sich an und schmollen. Die Eltern sind ganz ruhig. Ich denke an Dear Reader und Mütter, die befürchten verrückt zu werden. Wie anders das Leben mit einem Kind zu dem Leben mit mehreren Kindern ist.

    Auf dem Weg durch den Park am Tour Eiffel finden wir ein Gesamtkunstwerk. [[Link]] Ein Art Obelisk mit einer Tür aus Bronze, mehreren in der Wand eingelassenen Gemmen. Ich staune. Vor der Tür steht ein ufoartiges Objekt aus Bronze. Später trinken wir nochmal einen Espresso. „Tu veux un truc?“, fragt die Frau am Tisch nebenan ihren Partner. C bewundert die Seife am Seil. Die finde ich auch toll. Jetzt ein Espresso in einem filigranen Keramiktöpfchen mit erdig-metallischer Glasur. Löffle Zucker in meinen Kaffee, nur um dann den Löffel unauffällig in mein Federmäppchen gleiten zu lassen.

    Sitzen auf Französischem Furnier ((Furnier schreibt man mit r []

230729 • Paris • Tag 1

Unter den Markisen auf typischen Pariser Stühlen sitzend, geraten wir in Sommerregen.1 Die Damen am Tisch nebenan rücken alle weiter unter die Markise. Wir fangen wieder an, kleine Löffel zu jagen. Platztausch: Verschiebung des Blicks um zwanzig Zentimeter – ziemlich trippy. Für gewöhnlich sind wir unkonzentriert. Die Eindrücke rauschen vorbei / prallen an uns ab / berühren uns nicht.

Auf dem Heimweg bei Monoprix: Basilikum, Baguette, Schinken, Käse, Wein. Ich möchte gerne viele französische Süßigkeiten essen. An der Kasse wieder großes Chaos mit der Selbstbedienung zu zweit. Dennoch ist der vertikale, hohe Bildschirm fortschrittlicher als der kleine, horizontale bei Kaufland in Rummelsburg.

Auf dem Weg zu Monoprix in die Mall, dort zu Seophora: Probiere drei Nagellacke. Wünsche mir eine Maniküre, aber meine Hände sind noch zu beansprucht2. Nichts für die manchmal doch sehr grobe Behandlung bei einer Maniküre. C will mit, ohne Farbe, aber Maniküre. Ist Maniküre jetzt ohne oder mit Farbe? Weiß niemand so genau.

Kaufen in einem orientalischen Laden schöne Oliven, sprechen uns durchs Fenster ab, was wir wollen. Kaufe on top eiin Pistaziensüßigkeit mit Rosenwasser.

Zuhause: Das Spiel der Katze, französische Brotzeit.

Die Erinnerung verwächst sich, bzw. ich bin die Gärtnerin und schneide sie zurecht.

  1. Die Blasen auf den Pfützen bedeuten nichts Gutes. Drei Tage Regen nach einer alte Bauernregel. []
  2. Blasen vom Ausstellungsabbau Montag []

230728 Berlin → Paris

Der Zug gleitet los. Später hat der Zug Verspätung. Der Grund ist so abstrakt, dass man ihn gar nicht erst nennen sollte. Genau in dieser Situation schaue ich fassungslos auf zwei Menschen, die die Zugbegleiterinnen fragen, ob der Zug außerordentlich am nächsten Bahnhof halten könne, damit sie noch schnell vor dort mit dem Taxi zum Frankfurter Flughafen können. Bis der Zug an unserem geplanten Bahnhof ankomme, seien sie sicher zu spät.

– Warum stehen wir hier?
– Wir gehören hier nicht hin.
– Genau in dieser Situation.
– In welcher?
– Situation Urlaub.

Die Frau sieht echt unglücklich aus. Ich habe kein Mitleid. Wer so egoistische Wünsche äußert, verdient kein Mitleid. Ein Glück, dass der Schienenbelegungsplan will, dass der Zug in der Mitte der Gleise, weit weg vom Bahnsteig vorbeifährt und die Möglichkeit eines außerordentlichen Halts damit nicht mehr existiert. Das verschmitzte Lächeln meiner zukünftigen Arbeitskolleginnen, als es um meinen „Urlaub“ ging. Urlaub, der Traum einer Bevölkerung. Der urlaubswillige Mann beschreibt der ebenso urlaubswilligen Frau den Weg am Flughafen: Warst du da schon mal?; den ewig langen Gang lang, die Treppen runter. Die Frau fasst sich an den Kopf. Alle sind eingecheckt, aber sie haben ein Gepäckproblem!

Google schreibt e-mails, die so schön und klar sind, dass ich auch gerne für google Deutschland mails schreiben möchte „Viele Grüße / Das Google-Konten-Team“. Ich denke an L, deren Ghostwriterin ich kürzlich war. An den S, für die ich auch ghost-write, an Cs Vater, der als Ghostwriter Reden schrieb und an C, die kürzlich eine e-mail schrieb, ob wir mal wieder alle ohne unseren Namen zu nennen schreiben wollen – aber wie sollen wir das dann in den Lebenslauf schreiben und als was? Und vor allem: Das kleine Ding?

Die Brezen aus dem Wedding sind besser als gedacht. Die bunten Eier ausm Supermarkt sind auch durch. (Anders als das Ei gestern: Es war roh.) Anders als angekündigt, war kein Salz dabei. Wir haben ein Päckchen mit Salz, das wir auf ein Handy ausleeren und das einen völlig falschen Eindruck erweckt.

Im nächsten Zug sitzt C im Dienstraum. Ich setze mich auf die mitgebrachten Pralinen. Pestonudelnessen, Sonnenblumenkerngeknabber. Wir haben wirklich viel Essen dabei. Ich hoffe auf eine gewissen Leere. Auch meine Erinnerung ist eine Geschichte.

C und ich freunden uns schon mit der Idee an, in einem Hotel in Karlsruhe zu schlafen. Dann doch noch ein TGV. Ankunft in Paris. Später als gedacht. Wir holen den Schlüssel von C und ihrem Freund. Der Freund trägt eine türkise Jacke. Als wir in der Wohnung ankommen, bin ich müde und mein Hals tut weh. Die Katze freut sich und am nächsten Tag merkt sie, dass wir fremd sind.

120804 Paris

das Haus—dann kauf es dir doch1 dramatische Einlage von—wir nutzen die Stereoanlage. weird; dennoch schmackhaft zu Abend: Kräutertee und belgiesches Bier, Käse und vor allem: Salat mit Gurke und Melone dazu—episch. (auch die Bordüre an der Wand).

[vorsichtig]: ›bist du Samstag zurück,?‹ – (gleich folgt eine Einladung zum Rave, warte nur). nun kommt das Telefonat von heute morgen zurück. jung und agil schwimmt der Unternehmer durchs Wasser der Stadt, wie durch ein Aquarium. er gibt den BMW ab, versichert dem Kundendienst er brauche keinen Ersatzwagen und leiht sich ein TIER aus (er hat ein Abo). auf an den Stadtrand! stellt es kurz vorher ab. (tah! wie weit reicht die Mobilität?2 )

komm, wir fliehen wieder irgendwo hin. (und den Kaktus nehmen wir mit—ins irgendwohin am Samstag. auf in die Verantwortungslosigkeit. heute morgen hatten wir noch davon gesprochen und jetzt machen wirs wirklich. auf einmal sind wir wieder jung.—(„that was epic“)

 

  1. ! SMS an A: wem gehört es demn? E: egal, kauf es dir! []
  2. ich trage derweilen einen Kaktus durch die Stadt []

210803 Paris (Nachtrag 230831)

Auf einmal ist alles total aufregend. Pauline ruft zurück. M schreibt, ob ich noch hier sei, in der Nähe. Bald ziehe ich um. Wie aufregend.

((Wenig später sollte sich meine Einstellung hierzu ganz radikal ändern. Ich sollte es nicht mehr aufregend, sondern sehr sehr anstrengend finden: das Umziehen, die Telefonate mit potentiellen Wohnungsgebern, die Treffen mit Männern, die zwar zahlten, aber mich nur als aufregende Abwechslung wollten.))

210802 Paris [12]

bin ich jetzt eigentlich Reisebloggerin?

M sagt: nur nicht das Leben vergessen. oke, aber wenn man nun gar keine Zeit hat zu arbeiten, weil man so sehr leben muss? der Beschluss loszugehen (jetzt aber wirklich).

was ist schön?

210801 Paris [11]

210731 Paris [10]

die Zwillinge stolpern auf mich zu und halten mir abwechselnd Erdbeeren vor die Nase. (»und wie heißt das?« – c’est un fraîse, mais c’est … vert.«)

»jetzt lass sie. sie ist Deutsche. sie versteht dich nicht.« erst dann hört er auf vom pass sanitaire zu sprechen, von der Polizei, die man rufen würde, den Strafen, die es gibt, ohne den Pass1

ich sitze zwischen hohen Häusern in St. Denis.
was suchst du? — ach,
Erdbeeren.

Gespräch mit H. Abraten vom Alleine-reisen2

ein neues Lied für die Playlist: Mr. Vegas Head High (ich erinnere mich)3

  1. ich erinnere mich an Flusser, Undinge und finde es auf einmal furchtbar absurd, dass der QR-Code der Grund ist, nicht eingelassen zu werden – und dann ist es noch eine Draußenveranstaltung . aber ich bin müde und nicht aufgelegt in einer fremden Sprache über Hörigkeit zu diskutieren []
  2. wie erhellend, wie anstrengend, wie Drogen-nehmen. []
  3. kommt es bei den neuen Liedern etwas immer darauf an, dass sie erinnern []

Geschützt: 26. Juli, Paris: trois version de la pluie

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[in Arbeit]

24. Juli, Paris [3]

ich entlocke der Kaffeemaschine einen Kaffe.

C hat Blumenberg neben sich liegen. (inner Tüte, in der auch der Mac is). Blumenberg sagt »Fikten«.

man höre: https://www.youtube.com/watch?v=InIw_a9FEtg, man esse Tartelette au Citrone und Quiche Lorraine (in der btw immer noch kein Lauch ist).

Gespräch mit C über wie-man-ist / wie-man sagt-wie-man ist. wie man sagt, dass man ist. wie willst du sein?1 und was sagst du. die Nachfragen der anderen nicht als kleine Angriffe verstehen, sondern als zu der Bewegung gehörig. (C) (einleuchtend)2

wir laufend Abends durch die Straßen (en cherchant –– de glace pour manger. »dass brauchen Sie jetzt aber nicht zum Einschlafen?«). vino-trinken und Cuba-libre. (›Frei-heit‹)3

  1. und wann hörst du wieder auf etwas zu sein. der Aufruf Enden zu vollziehen. []
  2. ich werde versuchen die Angriffe ebenfalls nicht als Angriffe sondern als Interesse zu verstehen. []
  3. sich was nehmen, was man nicht haben kann []