solange bis das Licht orange wird. solange, bis die Person im Auto, ihre Pistole aufhört zwischen den Fingern zu drehen und eine Kugel nachlegt. solange bis der Fensterladen sich öffnet und mir eine Frau mit weißer Haube ihren Kopf herausstreckt und mich lächelnd begrüßt. MUTTERFIKTIONEN. meine anfängliches Sträuben gegen die Fiktion. das Bild der Mutter reicht bis ins Erwachsenenalter. als der Doktor C fragt, ob er eine Nacht im Hospital schlafen will, sagt er: »Nein, die Mutter meiner Freundin ist Krankenschwester.« der Arzt fragt nicht nach. ich schlage auf eine Mücke. dies ist ein Loch. wir stopfen es mit Fiktion. das langweilige Leben von Ferdinand von Schirach ist genauso langweilig wie meins. ich denke an zwei langweilige Jahre, die darauf aufgebaut haben, in denen ich einfach weiter gemacht habe – ohne die Anderen. ich denke an den plötzlichen Sprung ins Wasser. Zehn Männer rudern vorbei. niemand trommelt. sie rudern im Takt. meine Haut glänzt. das kleine vierzeilige Feld, in das ich tippe eignet sich, um nicht zu sehr auf das Geschriebene zu achten. solange alle Sätze gleich anfangen, es immer ein Wort gibt, auf das man zurückkommen kann, gehts immer weiter. ein kleines Wort reicht. ›Hallo‹, sagt die blonde Frau und dann sagt die mit den schwarzen Haaren schon wieder ›en fait‹. ›en fait‹. das ist das Wort, auf das sie zurückkommt und dann sagt sie was über Politik und irgendwelche Dinge, die man nicht sehen kann, wenn man die Installation ansieht. en fait sollten sich alle mal mehr um einander kümmern, als um die politische Bedeutungsaufladung einer Installation. (nicht, dass eine Installation nichts Politisches wäre.) ich puste eine Mücke von meiner Schulter. auf meinem Schoß liegt ein Stapel Werbung und ein imaginäres Buch. Bücher aus meiner Gebärmutter in die Hände eines Anderen. / Bücher aus der Gebärmutter einer Anderen. ich zerquetsche eine Mücke. ein Blutfleck auf meinem Bein. wessen Blut ist das? mein Blut oder das Blut der Mücke? mit der Geburt eines Buches sind die Dinge wirklich vorbei, oder? A sieht mich an und fragt »qu’est-ce que tu as travaillé?« gute Frage! sieht man ja nicht auf dem Bildschirm. und X. X hat eine Kaffeeecke eingeräumt. davon hatte sie schon immer geträumt. ich auch. solange bis wieder eine Mücke den Traum zersticht.
Schlagwort: Werbung
220713 (2) Kino, Panik
ich wache auf – erfrischt. seit einigen Tagen, endlich Vorhänge. wie oft fängt mein Schreiben mit einer Verortung an: ich wache auf / ich bin noch müde / ich saß am Küchentisch. nein: ich sitze im Bett, schalte mein Handy an, C, ob ich vorbeikommen soll. später besuche ich ihn. sitzen auf der Couch. der Baumschulenweg ist wie immer, nur dass auch hier der Bankautomat gerade nicht geht.
denke an den Mann beim Rundgang, dem ich versuche zu erklären, warum das Gurkeneinlegen vergleichbar mit künstlerischer Arbeit ist. »alles unklar«, sollte M am Abend sagen, als ich ihr von einem weiteren gescheiterten Erklärungsversuch berichte. er sagte: nur, dass man sich beim Konservieren sicher sein kann, das man was hat. (ungläubig, denke ich mir oder ›er ist wohl kein Künstler.‹)
in der Zeitung steht ›den Tag mit Zimtschnecken und gossip zelebrieren‹1‹ – denke an die IKEA- Werbung mit der Endlich-ist-der-Tag-vorbei-Zimtschnecke.
höre eine Online-Klausurvorbereitung. verstehe nichts. die Worte, die verwndet werden, sind für mich nicht belegt. ich konzentriere mich auf die Gestik und Mimik der Sprechenden. fühle mich wie im Zoo. Wisschenschaftsmenschen unter der Lupe. sie verwnden eine andere Sprache. immerhin präzise, das gefällt mir. irgendjemand sagt: »ich hatte eine Blokade … ich wusste nicht woher sie kommt und wohin sieht geht.« fange zu lachen an. du musst die Blockade liebhaben!. »die Kurve«, um die ging es sagt C. lacht auch.
unsere Beine liegen auf der Couch.
die Internetverbindung ist instabil. genieße die Leere der Wohnung der beiden.
der Weg an der Spree zurück, vorbei am Plänterwald: es riecht nach Wald und nach Wasser.
am Abend beschließe ich weniger patzig auf unfreundliche Menschen zu reagieren, denke an B und seine Yogaweisenheiten: Gelassenheit (liebs).
KINO: Der schlimmste Mensch der Welt. schmuggeln Getränke mit in den Saal. als wir den Saal verlassen, erhält M eine Nachricht und bricht in Tränen aus. berichten uns gegenseitig wie es war. denke an die Männer von gestern, die mit 40 erstaunt feststellen: wir haben ja die gleichen Gefühle und Probleme. das haben wir Frauen schon lange vorher festgestellt.
kurz zusammengefasst: besonders wütend macht mich die Unentscheidenheit Anderer, die an mich herangetragen wird – besonders, wenn sie mich betrifft.
ich habe wieder Geburtstag. ich esse mit M zu alten Preisen in einer Seitenstraße der Proskauerstraße – gegenüber des Fundorts des kleinen weißen Schränkchens. zur Vorspeise gibts Krabbenchips. über die filmischen Mitteln, die verwendet wurden. M mag, wie der Rausch umgesetzt ist und den Schalter, den die Figur umlegt und nach dessen umlegen auf einmal alles still ist. mir sind diese beiden Ausreißer ein bisschen zu anders als der Rest / zu wenig, um gegen den Rest anzukommen.
völlige Identifikation mit der Protagonistin. bekomme Panik. der Mann, der sagt: du bist ein toller Mensch. – andersherum hat man mit 30 heute auch noch ein halbes Leben vor sich. (diese Panik-Gedanken sind auferlegt. ich bekomme sie nur, wenn man sie mir vorsagt, sonst bin ich eigentlich ganz zufrieden mit der Langsamkeit und der Freiheit, dem Ausprobieren.) nur der Tod ist ein Ende. ich denke an CL, der über den Tod seines Großvaters spricht. eine Entscheidung, die getroffen wurde. R kniet vor ihm und möchte ein Kind.
zur Nachspeise gibt es ein Stamperl Guavensaft. stoßen an, auf den Geburtstag einer Oma, zu dem ich eingeladen bin.
- Zeit, 7. Juli [↩]
210823 S | wo bleiben da die Prinzessinnen?
lauern / gieren, wie jemand, der hungrig jemand Anderem über den Weg läuft.1. ich bin: – – – (das hat nichts mit der Realität zu tun. von einem entschlossenen Mal-so-mal-so sprechen wir nicht.2
Prinzessinen warten im Garten, trinken Kräutertee. die Prinzen liegen auf der Straße, sonnen sich unter Palmen überall schreien die Worte der Werbung schnell & sofort & – überqueren die Straße und wenden uns lila & gelb zu. hier, am Lustgarten wird gesungen. hier, am Lustgarten ist die neue Haltestelle der U5 und sie sieht aus, als wären wir in München oder in Hamburg und als wären Sterne am Himmel.
- verkaufen ist wie flirten. den kleinsten Funken Interesse wahrnehmen und darauf eingehen: ich sag alles, was du willst. (das tue ich nicht. stelle einen leichten Widerwillen fest mich dem Betteln um Anerkennung zu fügen. behalt dir deine Nachrichten für dich) [↩]
- es muss ja nicht immer ein unentschlossenes Vielleicht sein. [↩]
20. Juli
lautes Ticken des Weckers, ich arbeite den Tagen hinterher. ›es ist 2021 – wir leben in einer Nusschale‹1 (nein!). wir wechseln den Ort, wundern uns über Ungastlichkeit, Geschenke, die welche sind und Geschenke, die keine sind. 2
nein, lieber nicht. (das klingt aber hart. ich habe mir diese harten Ansagen angewöhnt, abgekuckt von Vorbildern. sie hören sich hart an, aber eigentlich sind sie hilfreich, die eigenen Grenzen zu wahren, nicht aus Versehen etwas zu machen, das man gar nicht machen will.
neben ihr liegen Salbeibonbons und Butterkekse.
ich trinke wie gestern Kaffee Mandel pflanzenbasiert3, vegan (das Logo so groß wie die Schrift). außerdem ›NEU‹ – wie lang kann was neu sein? der Kaffee flüssig-süß, hat wenig zu tun mit dem bitteren Geschmack von Kaffee, wie man ihn eigentlich kennt
- Werbung des Fahrradversands [↩]
- der Nebendarsteller, der am 9. Juli der Protagonisitin ein unangemessenes Geschenk macht und es dann auch noch zurückfordert. [↩]
- die Internetrecherch zeigt dies: https://de.openfoodfacts.org/produkt/42426202/kaffee-mandel-vemondo – ein ›hochverarbeitetes Lebensmittel‹ – unangenehm [↩]