16. Juli | zwischen Touristen. Kaugummiranken und eine Galleristin

morgens: Kaugummistrauch-Ranken / ranken. Fassaden bröckeln (sicher nicht – für Kletterer1). die Fassade bröckelt, zwisschen den Häusern tanzt der Bösewicht auf einem Seil. was macht die Ranke da? wächst gegen das Licht, das Loch des Innenhofs nach oben (die fünfte Wand fehlt sozusagen)
ranke weiter. Schock: ausgerechnet die Philosophiestudent:innen haben keine Zeit zum Denken. 
zwischen den Häusern tanzt der Bösewicht auf und ab.2

nachmittags: ich fahre von der Sonne in den Regen. ich lasse mich im kleinen Tiergarten nieder, tippe. pinke Nägel. schicke D ein Foto (– sieh mich an & tausenddank). [seine Stimme atemlos. ich stehe vor der falschen Hausnummer. »kann ich dir helfen?« er ruft O an, jemand warte auf ihn. (ich) Hallo – Tschüß – ich hab gar nicht gewusst, wie groß alles ist. er blickt bedauernd zurück; abgenommen, Augeringe. aber das wird D dir auch erzählen. 

abends: ok. dann liebt sie eben Kunst. (»ich liiiiiebe Kunst«). von ›Metaphysik‹ spricht sie – über das Körperliche hinaus, fast religiös. ich würd es ›mystisch‹ (prä-physikalische = nicht-logische = intuitiven Gesetzen folgend) nennen. ehrfürchtiges Verneigen vor den Werken. Fußnoten säumen Repros. und der Raum? der war mal eine Fleischerei und ein Delikatessenladen. wir rennen in den Regen. (›Duschara‹3)

es ist 21 Uhr 21 vor uns liegt der Himmel. eine Bühne, in der wir – das Publikum sind und auf der Bühne stehen. draußen passieren Dinge4

er: gelbes Polo-shirt
sie: schwanger

professioneller Kindergarten (M) – wir hatten lange genug Zeit uns zu professionalisieren, nicht zu sagen, was wir wollen (als ob das so einfach wär, ich weiß, aber manchmal ists hilfreich)

ein weiterer kritischer Kommentar der Galleristin gegenüber. 

nach Hause | wir laufen den FritzSchloßPark entlang. der Park ist ein Theoriegebilde. 

am Bahnhof | jetzt bleib stehen. bitte bitte bleib stehen. sie rennt ihm auf der Straße hinterher. ich flüstere es dir ins Ohr, bitte bleib. sie wirft ihre Sachen auf den Boden und holt aus. er rennt zurück. »ey!«

ich fahre weiter, Halt unter Touris. es riecht nach Rausch und Überfluss. ich sitze auf einer Treppe. »viel Spaß beim Arbeiten / immer nur arbeiten« (einer der vorbeigeht). erzählt mir was von Gras, und das ist gut fürn Kopf zum Denken und wahrscheinlich denkt er sich, die Dumme mit ihrem Laptop. sie tippt:5

leichtes aufmüpfiges Verhalten der Galleristin gegenüber. ich gebs ja zu. die Autos fahren in beide Richtungen. 

Lichterketten in den Bäumen. ein Woltfahrrer mit wie immer viel zu großem Rucksack fährt vorbei.

über D, der sich mit M traf, um ihr zu sagen: ich mag dich, aber …
über D, der jetzt immer noch sich selbst die Freiheit beweisen muss. 

eine Frau lacht mich an. 

eine Familienkutsche fährt vorbei. das Motorrad des Mannes in Schwarz knistert noch. ein Mann mit auffällig drappiertem Bart fährt vorbei. das Paar von vorhin geht vorbei. er hat eine Gummibärchentüte in der Hand. sie zeigt ihm eine Nachricht. drüben immer noch Party. tanzende Menschen im Schaufenster. die Lindenbefleckten Autos. Rollkofferrollende Toruis, betrunken. Frauen mit offenen Haaren. Mietautors, Mieträder, Mietroller. miet mich! (nur ne kurez Zeit ›sich-was-leihen‹.

eine Gruppe junger Frauen. eine der Frauen trägt ein Schöfferhofer-Grapefruit in der Hand. sie bleibt stehen. (sich anquatschen lassen). der Bus zum Obstbahnhof fährt vorbei 

ich sitze auf Steinstufen. 

ein Paar mit Birkenstock geht im Gleichschritt vorbei. sie schiebt ein Rad. er hackt den Regenschirm in den Boden.

ich arbeite – das hatter richtig erkannt. aber er kennt nur das eine Bild von Arbeit. 

sie wollen eine Bar finden. er trägt ein Shirt mit einer Palme auf dem Rücken. nein: er trägt die Palme auf Rücken. zwei, die fahren mit einemRolller vorbei. er überragt sie. drüben Lichterkette. irgendwo hier muss der Wasch-Shop sein, indemm man auch Kaffee trinken kann. sie sind schön angezogen, die Menschen. ich denke an V, die Glitzer mag und ein schönes Leben und die klanglos das viel arbeiten akzeptiert. 

ich denke an O, an die Zeit zurück, an der sie noch nicht ganz Marzahn eingenommen hatten.

ein Engländer geht vorbei. er trägt die Schuhe des Autors. ein junger Mann6 geht vorbei. er hat einen Seidcut, um nicht Sideglatze zu sagen. er trägt teure Turnschuhe und eine Umhängetasche. Ballung/Konzentration an der Bar lins. der Mann mit dem Motorrad ist wieder da. er fasst eine Frau am Arm, ohne seinen Oberkörper vorbzubeugen. nur die Arme. darf er das? (um Erlaubnis fragen: ›darf ich dich anfassen?!‹·

ein Mann mit einer Tüte Chips geht vorbei. in Schweizer Dialket spricht sie von irgendwas, das irgendwo dort ist. (›sag ich das richtig?‹ / Angst, etwas falsch auszusprechen. sich zu erkennen zu geben, als ›unwissend‹) ein Hahn geht vorbei. ein Paar auf dem Rad. sie trägt Helm er eine Kapuze. was da woh besser gegen Unfälle hilft? lautes Brummen eines Autos an der Ampel: Grün: das Brummen wird lauter. ein Mann mit dunkelblauer Jeans und einem shirt von Diesel (es steht ein bissschen zu oft Diesel drauf) geht vorbei. 

links liegt immer noch das blaue Kondom am Boden (benutzt). haben Sie schon was von männlicher Lust gehört? es ist ein Rausch hier. es riecht nach Touristen, nach Urlaub und Exzess. zwei Männer gehen vorbei. sie haben die gleiche Figur. brummendes Auto.

gut musses aussehn.
dafür seid ihr doch da.
und bitte die offene Datei noch am Ende. (dann kann man zur Not selbst noch die Farben ändern)

ein Betrunkener kreuzt die Straße. er hält zwei Wasserflaschen in der Hand. er wird doch nicht betrunken sein, macht Sport, schwingende Arme – 1l Flaschen / Gewichte. »die Frage was machst du?« – eine sehr kleine Frau und ein sehr großer Mann. eine Dreiergruppe: eine der Frauen lacht. der Mann auch. sie machen Urlaub, wollten sich mal Berlin ansehen. 

ich mache los. 
14:21 zeigt der Computer an. 
die Uhrzeit stimmt nicht.

  1. Kletterer-er-innen?? []
  2. ich stelle fest. Männer/Jungs wollen bösse sein. stimmt das? und warum? []
  3. https://www.bayrisches-woerterbuch.de/tuscher-der-tuscherer-der/ []
  4. Dinge passieren – ich möchte hier nochmal auf die wundervolle Ausstellung von Mona Schmidtke und Tristan Rolin verweisen. man findet sie hier: https://rundgang.kh-berlin.de/dinge-passieren/ und hier: https://dingepassierenjetzt.de/ []
  5. jetzt bitte komm ma. links geht die Tür auf. der Hauseingang auf einmal ganz hell. drüben Leuchten. Modemenschen. einer erzählt mir was über Kiffen. tut ihm leid für die blöde Frage. ich sage nichts. ich, die deutsche, die immer arbeitet. aber er weiß nicht, was ich arbeite. ich schreibe. ich sitze auf an der Torstraße. Ey jetzt bleib stehen! geht nicht. Touris gehen vobei. Menschen-Konzentration an der Ampel am Rosenthaler Platz. M geht nach Hause. D wartet. die Linden drecken weiterhin die Autos zu ein Taxi hält. ein Hahn und drei Hennen steigen aus. sie sind so groß sie müssen hohe Schuhe trage. wahrscheinlich liegt zu Hause das Parfüm im Kühlschrak … nein im Briefkasten. ein Mann in Schwarz hält. der breite Rücken des Motorrads. er ist Mitte dreißig. Blick in den Spiegel des Rollers. Anzughose. hochziehen der Hose. sie tragen Turnschuhe, die vorbeikommen. »als wir uns kennengelernt haben, da hab ich so zwei Mal pro Woche gearbeitet.« sie sehen gut aus – beide.  []
  6. wie ung sind Männer, dass ich sie ›junger Mann‹ nenne []

Schreibe einen Kommentar