230807 • Paris • Tag 10

Morgens wache ich auf. Träume nix. Sehe eine Sprachnachricht von S. Vermute nichts gutes. Wir schreiben nur, wenn wir um eine gemeinsame Freundin besorgt sind.

Kaffee bei Gloriette.

Lese Olga Tokarczuk: Übungen im Fremdsein. Gute Gedanken über das Schreiben.

Mein Schreiben kommt zurück oder soll ich lieber sagen: Ich zwinge mich, zu schreiben. In diesem Fall ist auch J, die sich sicher ist, dass sie weiter schreiben möchte, die meine Lust weckt. Auf einmal verstehe ich Rincks Aussage [2021?], dass man das Schreiben verteidigen muss – gerade wenn man am professionellen Rand einer Beschäftigung arbeitet ist.

Wir kommen aus Marais zurück. C hat keine neue Frisur, aber ich habe französische Lyrik in einer Papiertüte, die mit Bleisatz bedruckt ist. Gekauft bei OFR, das mir an As Geburtstagsabend der Maler und Galerieinhaber empfohlen hat. (à la „Kennst du einen Laden für Künstler-Bücher?“)

Grüße an L, der das fringe und dort das Bananenbrot empfohlen hat. Überlegen einen Löffel zu klauen. Wie lange ich kein Bananenbrot mehr gegessen habe. Wir klauen keinen Löffel. Auf dem Rückweg ein anderes Parfüm aus einem hippen Laden, der auf Etiketten, eine enge Grotesk mit einer Typewriter-Schrift kombiniert. Alles aus Californien. Leider gibt es nur Eau de Parfum.

Abgerundet wird der Tag von einer Rollerfahrt, bei der ich zum ersten Mal die 0,0-Promille-Grenze überschreite. (Am nächsten Tag treffen sich L und C und J weiß einen Tag später schon Bescheid.) Der Sänger spricht vom Meer und den Wellen. Trinken Bier für 8 Euro und Ti-Punch. A geht recht bald. Wir bleiben noch. Als der Techno chartig wird, bestellen L und J sich ein Uber und wir versuchen es erst mit dem Bus (einer schreit „Bruder“/“frère“, als C ihn am Arm berührt) und dann nehmen wir einen Roller und ich fahre ihn durchs leere Paris. Vom Norden, über die Seine, ins Fünfzehnte. Dass ich ausgerechnet heute mit sicher etwas Restalkohol im Blut wieder Roller fahren würde, nachdem ich zum letzen und ersten mal 2015 auf einer Insel in Vietnam gefahren bin, hätte ich morgens nicht gedacht.