230830 Arbeit auf allen Ebenen und ihre Auswirkungen

Ich bin ganz leer. Statt das zu wiederholen, könnte ich mich auch in ein positives Mantra einlullen:1 Es geht mir gut.

Berufe mit Arbeitskollegen und Berufe mit Kundenkontakt. Wenn das Büro nicht erfüllend ist, muss es der Kundenkontakt sein. Heute Tag zwei mit meinen Arbeitskollegen. Ich fange erst um 11 an. Vorher fülle ich die Leere mit einem Café und einem Croissant mit 15–20 Minuten Arbeit. (5€) Gestern waren T und ich alleine. M war im Urlaub und E zuhause, bzw. online mit dabei. Wenn sie noch in Spanien wäre, dann wäre alles besser, sagt sie. Ich wünsche mir mehr Menschenkontakt. Vielleicht sind 8 Stunden doch eine magische Grenze. Gestern meinte ich zu T: Macht die eine Stunde so viel mehr aus? Er arbeitet lieber 7 Stunden. Eine Stunde und eine Verabredung mit A am Abend. Vielleicht darf man nach 8 Stunden Arbeit abends keine Verabredungen wahrnehmen. Gerade lese ich ein Buch von David Foster Wallace. Ironisch-sarkastischer Blick auf ein Kreuzfahrtsschiff.

Mein Blick auf die Bürowelt kann nicht anders als ebenfalls ironisch-sarkastisch zu sein.

Ein Mann mit lauter Stimme und rollendem R bestellt einen Latte Machiato und etwas aus der Theke mit den belegten Broten. Neben mir sitzt eine Frau, die mit jemandem facetimet. Der Mann mit der lauten Stimme kommt vom Klo zurück. Er setzt sich doch nicht draußen hin. Jetzt zieht er eine pinke Mappe aus seiner Aktentasche (eigentlich ist es eher eine Umhängetasche). Ich denke an das Auflachen der Grafikerin. Ein Logo Marke Eigenbau und ein langes langes Lachen. Ich denke an die Stasi und den Umgang mit Verstoßen gegen das System.

Eine Frau mit einem kleinen Kind betritt das Café und bestellt einen Latte Macchiato. Ich denke an I. Seine Frau ist ungefähr gleich alt , Mitte dreißig. Mitte Anfang ist nicht Anfang dreißig. Die zwei Frauen, die im Fenster sitzen, sprechen über Schulen. Das ganze Café sieht auf das kleine Kind. Es hat einen Windelpopo, aber es geht schon stabil und sieht mit großer Augen herum.

„Ich bin erschöpft“, sagt die Frau neben mir zu facetime.

Der Mann mit der lauten Stimme packt seine pinke Mappe wieder ein. Ein drittel Macchiato left. Eine der Mütter holt sich noch ne Traubenschorle. Es geht weiter: Erzieheranzahl, Betreuungsschlüssel, eine tätowierte Leiterin, … der Mann lässt den letzten Schluck übrig. Fachkräftemangel. M sagt: Das hat die Regierung gewusst. Wie ich jedes Jahr weiß, dass Weihnachten kommt und dann kaufe ich die Geschenke zwei Wochen vorher. Nur 6,7 Kinder in der Vorschule. Ich fühle mich unpassend, im Büro. Ich möchte ein Atelier und Geld und einen Garten und eine Katze. Ein Mann, von dem ich nicht sagen kann, ob er ein Atze ist oder ein hipper Berliner, der diesen Style imitiert. Als er einen Latte Macchiato zum Mitnehmene bestellt bekräftigt sich zum ersten Mal mein verdacht. Als seine Begleitung kommt und einen Chai-Latte und ein veganes Pannini zum Mitnehmen bestellt, schließe ich einen Atzen aus.

Ich befinde mich in Berlin, 2013. Jemand macht ein Foto und stellt es auf Getty Images. Ein Journalist schreibt einen Artikel und publiziert ihn in der SZ. Jemand wählt das Foto von Getty Images. Alle trinken Macchiato. Jeder hat ein Macbook. An der Wand ist ein Zeitschriftenständer. Gestern, in der Bahn habe ich „Die zitternde Frau“ fertig gelesen. Der Drang zu schreiben kommt aus dem Gehirn. Mein Drang, mich auszudrücken, in letzten Viertel des Zyklus.

Gestern: Telefonat mit N. C und ich werden an der Bar arbeiten. Sie fragt, ob ich auch einen Flyer gestalten kann. Ich habe Vorgestern das ‚Nein‘ schon geübt und lehne diesmal aus Zeitgründen ab. Ich sage nicht: FRAGT DICH AUCH ALLE ZWEI TAGE JEMAND, FÜR SEHR WENIG GELD ETWAS SEHR LANGWEILIGES ZU MACHEN? BLOSS WEIL DU DAS STUDIERT HAST? Ich stelle mir vor, dass man jemanden anbietet für einen Stundenlohn von 0 bis 5 Euro zu arbeiten. ich stelle mir vor, wie ich random Bekanntschaften, die irgendwas gelernt habe, ob sie mich für lau unterstützen. Manche Arbeit klingt in manch anderen Ohren nach Freiheit. In meinen Ohren klingt das nicht gut. Ich vermisse den Arbeitsschutz und frage mich, warum ausgerechnet das nicht bezahlenswert sein soll.

Als ich nochmal bei Nadja und Costa vorbeifahre, grüßt mich Costja.

Ich sitze in der Bahn und mein Bauch ist ganz weich. Jemand riecht nach Köllnisch Wasser.

Auf Arbeit unterhalte ich mich mit meinen Kollegen.

Am Abend ist Sommerfest.

 

 

  1. das hat A gestern gesagt []